Im Sommer 2016 erlebte Tobias Warschewski einen fulminanten Höhenflug. Mit gerade einmal 18 Jahren debütierte der Angreifer damals für Preußen Münster in der 3. Liga. Obwohl noch für die U19 spielberechtigt, gehörte er fortan regelmäßig zum Profikader der Adlerträger. Warschewski zeigte gute Leistungen, erzielte in der Saison 2016/2017 vier Treffer und kam auch zu vier Einsätzen für die deutsche U19-Nationalmannschaft, unter anderem bei der Europameisterschaft. Auch Bundesligisten zeigten Interesse am gebürtigen Dortmunder, der 2015 über den Dorstfelder SC und TSC Eintracht Dortmund in Münster landete.
Doch so steil sein Höhenflug begann, so jäh folgte auch wieder der Absturz. Ab dem Sommer 2017 absolvierte er nur noch 19 Partien in der 3. Liga. Warschewski präsentierte sich trainingsfaul und disziplinlos. Als er verletzt fehlte, soll er mehrfach Reha-Termine nicht wahrgenommen haben. Preußen zog schließlich im Frühjahr 2019 die Reißleine und löste den Vertrag auf - der Grund: "Persönliche Antriebslosigkeit".
Mangelnde Disziplin auch in Lübeck
Danach verschwand Warschewski von der Bildfläche, über ein Jahr blieb er vereinslos. Bis zum vergangenen Sommer. Im Juli verkündete der durchaus ambitionierte 1. FC Phönix Lübeck, gerade in die Regionalliga Nord aufgestiegen, die Verpflichtung des früheren Talents. "Tobi hat bei uns die Chance, sich im 'Fußballgeschäft' zurückzumelden. Wir werden ihn dabei mit der nötigen Weitsicht begleiten. Erstmal muss er wieder regelmäßig trainieren und dann einen Schritt nach dem anderen machen“, [article=492301]sagte der Sportliche Leiter Frank Salomon damal[/article]s.
Rund ein halbes Jahr später ist die Liaison zwischen Lübeck und Warschewski jedoch schon wieder vorbei. Wie der Verein bekanntgab, hat Phönix den Vertrag mit Ex-Preußen aufgelöst. Die Stellungnahme Salomons spricht Bände: „Wir wollten Tobi die Chance geben, wieder zurück in den Fußball zu finden. Das hat er am Anfang auch gut mit der Unterstützung von uns und seinem WG-Kollegen Conor Gnerlich gemeistert. Doch seit dem zweiten Lockdown fiel es Tobi schwerer als zuvor, sich den normalen Regeln des Mannschaftssports und des Leistungsfußballs zu fügen. So mussten wir die Entscheidung treffen, Tobi des Teams zu verweisen."
Ein Tor für Phönix Lübeck
Fünf Mal kam Warschewski für Phönix in der Regionalliga Nord vor der Corona-Unterbrechung zum Einsatz. Bei seinem Debüt beim Heider SV gelang ihm sein erster und einziger Treffer. Lübecks Torhüter Kevin Tittel, der Warschewski zu Phönix gelotst hatte, bedauert die Entwicklung - kann die Entscheidung des Vereins aber auch verstehen: „Er hatte bei Phönix eine Chance bekommen, als nicht gerade viele Vereine bei ihm Schlange standen. Er hatte sich reingekniet und zuletzt auch stark performt. Vielleicht war es nicht gut, dass er den Lockdown in seiner Heimat Dortmund verbrachte“, sagte er dem Sportbuzzer.
Demnach soll Warschewski zuletzt wieder das Training im Home Office haben schleifen lassen und auch an Video-Einheiten einfach nicht teilgenommen haben. „Sportlich und menschlich ist das schade. Tobi ist mein Kumpel und ein Riesen-Fußballer. Aber jeder muss die Entscheidung des Vereins akzeptieren“, so Tittel. Ob Warschewski in Zukunft noch einmal eine Chance im Leistungsfußball erhält, erscheint dementsprechend fraglicher denn je.