Florian Kohfeldt war sauer. Richtig sauer. Der Bremer Trainer war mit großen Erwartungen in das neue Fußball-Jahr gestartet. Doch das, was er dann von seiner Mannschaft am Samstag gegen Union Berlin zu sehen bekam, traf den Werder-Coach bis ins Mark. „Es gibt keine Entschuldigung für diese Leistung. Es war einfach nur schlecht“, sagte Kohfeldt nach dem erschreckend leblosen Auftritt der Grün-Weißen bei der 0:2 (0:2)-Niederlage.
Mit einem Sieg hätten sich die Bremer in der Tabelle ins gesicherte Mittelfeld absetzen können, doch davon waren sie am Samstag so weit entfernt, wie Deutschland vom Ende der Corona-Krise. „Union hätte heute gar nicht so gut sein müssen, um zu gewinnen, weil wir einfach nichts angeboten haben“, sagte Kohfeldt zerknirscht.
Nach 14 Spieltagen haben die Bremer damit wie in der Vorsaison 14 Zähler auf dem Konto. Eine Weiterentwicklung ist zumindest was die Tabelle angeht nicht zu erkennen. Dennoch ist die Situation nicht vergleichbar mit der aus dem Winter 2019. Damals waren die Bremer völlig unvorbereitet in den Abstiegskampf gerutscht, boten desolate Leistungen wie nun gegen Union Woche für Woche an. Dieses Mal wissen sie an der Weser seit Saisonbeginn, dass es für sie nur darum geht, möglichst ohne großes Zittern die Liga zu halten.
Weshalb Kohfeldt auch seit Wochen nach den Spielen in der Tabelle zunächst nach unten schaut. Und aus Bremer Sicht war es am Samstag wieder positiv, dass die Konkurrenz aus Bielefeld, Köln und Schalke noch schlechter ist. Vier Punkte beträgt daher weiter der Vorsprung auf den Relegationsplatz. „Isoliert betrachtet war der Tag heute richtig schlecht, die Gesamtsituation hat sich aber nicht dramatisch verschlechtert“, sagte Kohfeldt daher.
Allerdings nahm er seine Spieler danach sofort wieder in die Pflicht. „Niemals, niemals dürfen wir so wenig anbieten wie heute gegen Union. Denn dann können wir kein Bundesligaspiel gewinnen“, sagte der 38-Jährige. „Es muss uns klar sein, dass wir um jeden Punkt maximal kämpfen müssen. Heute ist der Trainer sauer.“
Bis zum Ende der Hinrunde warten nun noch Bayer Leverkusen, der FC Augsburg und Borussia Mönchengladbach auf die Norddeutschen. Ein schweres Programm, das nicht zwingend erkennen lässt, dass zu den bislang 14 Punkten noch viele dazukommen. Was Werder in dieser Saison auszeichnet ist, dass sie gegen die direkten Konkurrenten zur Stelle sind. Siege gegen Schalke, Mainz und Bielefeld, ein Remis gegen den 1. FC Köln. Es sind diese Big Points, die dafür sorgen, dass die Stimmung in Bremen nach wie vor ruhig ist.
Eine Diskussion um Kohfeldt gibt es nicht, die Querelen im Umfeld sind durch die zunächst nur einjährige Vertragsverlängerung von Geschäftsführer Frank Baumann auch erst einmal eingedämpft. Und alle Beteiligten schätzen die Lage realistisch ein. „Die Leistung heute war eine Katastrophe“, sagte Theodor Gebre Selassie, der zum 251. Mal in der Bundesliga das Werder-Trikot trug und damit die Bremer Legende Claudio Pizarro als grün-weißen Rekord-Ausländer ablöste. dpa