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Jürgen Luginger
Schalke macht Saarbrücken-Sportdirektor traurig

Jürgen Luginger hat über 200 Pflichtspiele für Schalke bestritten.
Jürgen Luginger hat über 200 Pflichtspiele für Schalke bestritten. Foto: firo
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In der 3. Liga läuft es für den 1. FC Saarbrücken aktuell nicht sonderlich gut. Obwohl der Klub auf einem guten dritten Platz steht, hat er seit fünf Spielen nicht mehr gewonnen. Der Blick von Sportdirektor Jürgen Luginger geht aber auch in Richtung Bundesliga-Tabelle. Und da wird er beim Anblick des Tableaus sehr traurig.

Für den FC Schalke 04 wird es in der Fußball-Bundesliga immer enger. Auch nach 27 Partien in Folge sind die Schalker immer noch ohne Sieg. Die nächste Chance ergibt sich am Mittwochabend (18.30 Uhr) gegen den SC Freiburg.

So langsam sollten Schalker Siege folgen, um nicht den Anschluss auf die Nichtabstiegsplätze zu verlieren. Einer, der die 2. Bundesliga auf Schalke aktiv miterlebte, ist Jürgen Luginger. Der äußerst erfolgreiche Sportdirektor des Drittliga-Aufsteigers 1. FC Saarbrücken lief zwischen 1988 und 1994 in 202 Pflichtspielen für die Königsblauen auf. Später - zwischen 2014 und 2017 - war der gebürtige Bayer, der aus Ergolding stammt, noch als Trainer für die Schalker U23-Mannschaft verantwortlich.

RevierSport hat mit dem 53-jährigen "Lugi", wie er in der Szene genannt wird, über Schalke, Saarbücken, aber auch seinen Ex-Klub Rot-Weiß Oberhausen, bei dem er sieben Jahre Spieler war und später auch zwei Jahre in der sportlichen Verantwortung stand, gesprochen.

Jürgen Luginger, was ist aktuell mit dem 1. FC Saarbrücken los? Wir sind Aufsteiger und machen eine schlechte Phase durch. Die müssen wir relativ schnell beenden. Ansonsten besteht die Gefahr, in dieser engen Liga wieder nach hinten durchgereicht zu werden. Zwischen dem Tabellenzweiten und dem ersten Abstiegsplatz sind es ja nur elf Punkte. Da muss man bei zwei, drei Niederlagen wieder den Blick nach unten richten. Wir stehen aber auf Platz drei und spielen insgesamt eine gute Serie.

Gut spielen: Das gilt für den FC Schalke 04 schon lange nicht mehr. Wie verfolgen und erleben Sie Ihren Ex-Klub? Mich macht das alle schon sehr traurig. Es ist einfach erschreckend, was auf Schalke passiert. Es ist ein komisches und ungewohntes Gefühl. Vor allem läuft es nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich schlecht. Das ist schon unfassbar.

Warum ist das denn der Fall? Wo wurden Fehler gemacht? Das ist nicht einfach zu erklären. Es wurden einfach in der Vergangenheit zu viele Fehler gemacht. Was meiner Meinung nach auf jeden Fall falsch gemacht wurde, war, viele durchschnittliche Spieler für ein überdurchschnittliches Gehalt zu verpflichten. Zudem gibt es einfach in der Sportlichen Führung keine Konstanz. Schon in meiner Zeit als U23-Coach habe ich mit Roberto Di Matteo, Andre Breitenreiter und Markus Weinzierl drei Cheftrainer erlebt. Jeder hat seine eigenen Vorstellungen, seine eigene Philosophie und auch eigene Spielerwünsche. Da werden dann Jungs verpflichtet und bei einem Trainerwechsel in der nächsten Transferperiode weggeschickt oder verkauft. Die personelle Fluktuation war in den letzten Jahren einfach zu groß auf Schalke.

Glauben Sie, dass Schalke den freien Fall in die 2. Bundesliga vermeiden kann? Es sind noch viele Spiele zu absolvieren und der Rückstand ist gering. Zum Glück ist es ja so, dass die Mannschaften, die vor Schalke stehen, sich auch schwer tun und nicht richtig vorankommen. Deshalb ist für Schalke auch noch alles machbar. Ich lege mich mal fest: Schalke wird nicht absteigen!

Also kommt es in der Saison 2020/2021 nicht zum Zweitliga-Spiel zwischen Saarbrücken und Schalke? (Lacht) Wenn es dazu kommen würde, hätte ich ein lachendes und weinendes Auge. Aber im Ernst: Unser Ziel ist es, die Klasse zu halten. Mit anderen Dingen beschäftigen wir uns nicht. Die 3. Liga ist einfach zu ausgeglichen. Und Schalke? Ich habe mich doch festgelegt, dass sie in der 1. Bundesliga drinbleiben (lacht).

Stichwort 2. Bundesliga: Sie haben auf Schalke im deutschen Fußball-Unterhaus gespielt - nach einem Schalker Abstieg. Wie war die Situation damals? Schalke ist nach der Saison 1987/1988 abgestiegen und ich bin im Juli 1988 nach Gelsenkirchen gekommen. Ich muss sagen, dass es keine chaotische Situation war. Die Leute haben Ruhe bewiesen und eine neue, junge Mannschaft mit Spielern wie Ingo Anderbrügge, Andreas Müller, Jens Lehmann oder mir aufgebaut. Es herrschte auch irgendwo Aufbruchstimmung. Das Parkstadion war immer sehr gut gefüllt. Aber am Ende haben wir auch drei Jahre benötigt, um wieder hochzukommen. Ein Abstieg ist nie gut und auch nie einfach zu reparieren.

Was muss denn Schalke tun, um den Abstieg zu verhindern? Wie gesagt: Es besteht eine große Chance, die Liga zu halten. Der Kader muss dafür im Winter verstärkt werden. Ich weiß, dass das nicht einfach ist, weil Schalke wenig Geld zur Verfügung hat. Für Jochen Schneider ist es schwierig und er ist aktuell mit Sicherheit nicht zu beneiden. Aber irgendetwas wird Schalke im Winter in personeller Hinsicht unternehmen müssen. Dann klappt es auch mit dem Klassenerhalt.

Sie kennen den Verein, die Stadt, die Fans: Was glauben Sie, was die Leute aktuell durchleben? Die Fans leiden. Die verstehen die Welt nicht mehr. Über Schalke und auch sie wird gelacht. Das ist schlimm, fürchterlich und sicherlich auch belastend. Ich weiß doch, wie die Menschen im Ruhrgebiet als Schalke-Fans ticken: Sie stehen morgens auf, denken an Schalke und vor dem Schlafengehen denken sie noch einmal an Schalke. Es ist für viele ja nicht nur ein Fan-Dasein, sondern eine Lebenseinstellung.

Glauben Sie, dass die Spieler es verstanden haben, für welch einen emotionalen Verein sie aktiv sind? Das hoffe ich doch und glaube es auch mittlerweile. Es gab ja schon einige Fan-Aktionen, Videos, offene Briefe, das alles kommt auch bei der Mannschaft an. Sie sind sich schon dessen bewusst, was der FC Schalke 04 für die Menschen bedeutet.

Was wünschen Sie dem FC Schalke für das Jahr 2021 und die Zukunft? Den Klassenerhalt, richtige Entscheidungen, neue Ideen und Einstellungen. Und allen voran: Ruhe.

Von Blau-Weiß zu Rot-Weiß: Wie sehr verfolgen Sie noch Ihren anderen Ex-Klub Rot-Weiß Oberhausen? Sehr intensiv. Ich interessiere mich natürlich auch schon aufgrund meines Sportdirektor-Postens in Saarbücken für die Regionalliga West. Da laufen viele interessante Spieler herum. Und RWO? Ja, dieses Jahr läuft es nicht so gut. Der Verein hat einen Umbruch vollzogen und viele wichtige Spieler verloren. Ich hoffe aber, dass sie ein ruhige Saison erleben. Da sind sie aktuell wieder auf einem guten Weg.

Und Rot-Weiss Essen? Sie sind Tabellenführer der Liga (lacht). Das weiß ich auch. Ich sage mal so: Endlich wird RWE mal seinen Ansprüchen und Investitionen gerecht. Es ist ein enger Zweikampf zwischen Essen und dem BVB II. Auch als Oberhausener und Schalker würde ich mir aber eher RWE als eine U23-Mannschaft in der 3. Liga wünschen. Ich bin mir sicher, dass Rot-Weiss Essen eine große Bereicherung in dieser mit vielen Traditionsklubs gespickten 3. Liga wäre.

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