Sportlich lief es für die Sportfreunde Siegen in der Oberliga Westfalen zuletzt wie am Schnürchen – nach einem schwachen Start mit nur vier Punkten aus sechs Spielen konnte sich der ehemalige Zweitligist in den letzten Partien vor der coronabedingten Zwangspause fangen und sammelte zehn Zähler in den vergangenen vier Begegnungen. Momentan ergibt dies Platz zehn in der Tabelle.
Angesichts dieses Laufs ist die von Bund und Ländern verordnete Unterbrechung des Amateurfußballs im November umso bitterer für die Siegener. Coach Tobias Cramer fand nun gegenüber RevierSport deutliche Worte bezüglich der Maßnahmen. „Ich bin wirklich stinksauer. Wissenschaftliche Evaluationen haben ganz klar bewiesen, dass weder die Gastronomie, deren Verluste ich durch die Zwangsschließungen ebenfalls zutiefst bedauere, noch der Fußball Corona-Hotspots darstellen. Problematisch sind private Zusammentreffen, bei denen sich angesteckt wird. Es kann nicht sein, dass wir als Fußballer ausbaden müssen, was andere Leute falsch machen“, wütete der 46-Jährige.
Vor allem von den Vereinen wünscht Cramer mehr Widerstand gegen die neuen Corona-Verordnungen. „Von den Klubs kommt mir da viel zu wenig. Die Hälfte der Trainer wird vielleicht meiner Meinung sein, die andere Hälfte fügt sich ohne Protest den Regelungen. Ich möchte daran erinnern, dass es auch in der Oberliga Spieler gibt, die mit Fußball ihren Lebensunterhalt bestreiten. Mit Pech wird die Saison abgebrochen, und dann sitzen wir alle auf der Straße. Auf Kurzarbeit habe ich offen gesagt keine Lust mehr“, wurde der Übungsleiter deutlich.
Lob für Ex-Essener Harrer
Auch die durch die Mammut-Ligen mit über 20 Teams bedingte höhere Belastung stellt für Cramer kein Problem dar. „Die Jungs kennen so eine Pause wie jetzt gar nicht mehr. Wir haben in acht Wochen hintereinander eine Englische Woche gehabt. Das kriegt jedes Team auf höherem Leistungsniveau hin. In so einer Phase sind Verletzungen zwar normal, aber ich verstehe die Debatten um die Belastung nicht. Wir waren total im Flow“, sagt der SF-Trainer.
Im Flow war zuletzt auch Ex-RWE-Akteur Michel Harrer, der in den vergangenen drei Spielen vier Mal traf und zwischen 2005 und 2010 an der Hafenstraße kickte. Cramer über den 33-Jährigen: „Er bringt Qualität mit und verfügt über Kraft und Inspiration in der Box. Zudem braucht er nicht viele Chancen. Ich habe ihn immer schon im Auge gehabt und er hilft uns mit seinen Toren natürlich enorm.“