300 Zuschauer durften das 0:0 von Rot-Weiß Oberhausen gegen die U23 des FC Schalke 04 sehen. RWO hatte sich entschieden, bei diesem ersten Heimspiel die Karten überwiegend an Sponsoren zu verteilen, die dem Verein während der Corona-Krise und nach dem Abbruch der Vorsaison die Treue gehalten haben.
Stimmung kam deswegen im Stadion Niederrhein nur selten auf. Das machte dem Präsidenten von Rot-Weiß Oberhausen schwer zu schaffen. „Das ist Scheiße. Das ist kein Fußball. Da hat die Kreisliga A mit ihrem kleinen Sportplatz mehr Spaß als wir hier“, wetterte der RWO-Boss nach dem Spiel. „Es ist okay, weil wir uns auch bedanken wollten. Aber wenn du alle Sponsoren reinlässt, dann weißt du, dass das auch etwas langweilig werden kann.“
Sommers fehlte über weite Strecken des Spiels die typische Fußball-Atmosphäre und er vermisste die Fans. „Hätten wir 300 Ultras rein gelassen, dann wäre mit Sicherheit mehr los gewesen“, sinnierte Sommers. „Ich finde, das, was hier gerade passiert, ist ein großes Zeichen, wie Fußball auf der Welt gerade funktioniert: Wer Geld gibt, ist drin“, sagte Sommers. „Oder glaubt irgendjemand, dass in Chelsea irgendeiner jubelt, wenn die ein Tor schießen?“
Der RWO-Macher wies – einmal in Fahrt - auf die aus seiner Sicht Ungerechtigkeiten zwischen den kleinen Vereinen und den Zweitvertretungen der Profiklubs hin. „Wir können nichts anderes machen, weil wir keine andere Kohle vom Land bekommen haben. Aber wir haben am Sonntag gegen eine Mannschaft gespielt, denen das scheißegal ist, ob sie vor 300, 400 oder 500 Fans spielt.“
Hintergrund der Aussage: Mehrere Traditionsvereine der Regionalliga hatten einen Brief an die Landesregierung geschrieben, um Hilfen während der Corona-Krise zu erhalten. Offenbar bisher ohne Erfolg.
Sommers fragt sich mit Blick auf die Reserveteams der Profivereine: „Wie kann das sein, dass in dieser Liga immer noch alle Zweitvertretungen vertreten sind? Die Erstligisten können gar nicht so wenig Geld haben, wie sie tun. Ich hätte erwartet, dass sie alle ihre zweiten Mannschaften abmelden."
Einmal in Rage ergänzt der RWO-Boss: "Es geht doch nicht, dass unser Antrag abgelehnt wird, weil wir in den vergangenen Jahren bereits überschuldet gewesen sind. Schalke bekommt richtig Kohle beziehungsweise eine Bürgschaft, obwohl sie überschuldet sind?“
Hintergrund hier: Schalke erhält einen Bank-Kredit von weit mehr als 30 bis nahezu 40 Millionen Euro. Dieser Kredit firmiert als Betriebsmittel-Darlehen. Um den Kredit bekommen zu können, benötigten die Schalker die Bürgschaft, deren Volumen bei 31,5 Millionen Euro liegt. Das bedeutet nicht, dass vom Land NRW aktuell Geld fließt. Das Land muss nur einspringen, wenn Schalke den Kredit an die Bank nicht zurückzahlen könnte – wie im Fall einer Insolvenz.
Die Spieler bei RWO würden für „250 bis 350 Euro“ spielen. „Aber Schalke spielt mit dem gleichen Aufwand, wie immer. Das fängt mich langsam an zu nerven.“
Bereits zur Halbzeit kritisierte Sommers beim Stadion-Interview: „Diese Atmosphäre in diesem Stadion ist für mich ein kleines Problem. Da muss man sagen, nein, so geht das nicht. Es ist schön, dass ihr alle da seid, klar, aber ich komme damit nicht klar. Ich werde und will mich daran nicht gewöhnen.“
Schnelle Abhilfe sei nicht zu erwarten. Beim nächsten Heimspiel am Samstag gegen Bergisch-Gladbach (14.00 Uhr) sei daher auch wieder nur mit 300 Zuschauern im Stadion zu rechnen, auch wenn die Landesregierung die Regeln zu Wochenbeginn etwas lockert. Dann müsse aber erst noch der Amtsweg eingehalten und das Konzept angepasst werden. „Es wird in dieser Zeit nicht machbar sein, etwas zu ändern. Nächsten Sonntag gibt es genau das, was wir hier haben."
Immerhin, mit der sportlichen Darbietung war Sommers zufrieden: „Das Spiel war okay. Das, was wir auf dem Platz machen, ist vollkommen großartig. Alles wird gut“.