Rene Lewejohann hat ein verdammt hartes, ja schon tragisches Jahr 2019 hinter sich. Er hat seinen Bruder und dann auch noch seinen Vater beerdigt. Der fußballverrückte "Lewe" benötigte viel Zeit, [article=469392]um diese Schicksalsschläge[/article] zu verkraften.
Es hört sich blöd an, aber: Die Corona-Pandemie und der Lockdown haben dem 36-Jährigen bei der Trauer-Überwindung geholfen. Der Ex-Profi nutzte Corona dazu, um wieder mehr auf sich und seinen Körper zu achten. Rund 20 Kilogramm nahm Lewejohann von Beginn der Pandemie bis September ab - Hut ab!
Vor wenigen Wochen fand der gebürtige Herner auch eine neue, sehr reizvolle Aufgabe. Er ist Co-Trainer von Markus Kaya im Oberhausener Nachwuchsleistungszentrum. Das befreundete Trainer-Duo ist für die U19-Mannschaft von RWO verantwortlich.
Nach Trainer-Stationen beim FSV Duisburg, der Spielvereinigung Erkenschwick und der Hammer Spielvereinigung hat Lewejohann den nächsten Schritt gemacht und arbeitet nun in einem angesehenen NLZ.
RevierSport hat mit dem ehemaligen Stürmer, [article=495851]der nun als Stand-By-Spieler auch wieder in der Kreisliga A auf Torejagd gehen wird[/article], über seine ersten Wochen bei Rot-Weiß Oberhausen gesprochen.
Rene Lewejohann, wie zufrieden sind Sie mit Ihrer neuen Aufgabe in Oberhausen? Das ist die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Wirklich: Dass, was ich bei RWO vorfinde, ist grandios. Mike Terranova hat sich sehr um mich bemüht und das hat mich schon sehr beeindruckt. Dann musste ich auch nicht lange überlegen, um meine Zusage zu geben. Markus Kaya kenne ich ja schon lange. Wir sind nicht nur ein Trainer-Team, sondern auch sehr gute Freunde. Das passt einfach alles. Dazu kommen natürlich auch noch Patrick Bauder und Dimitrios Pappas. Der Austausch mit der Ersten Mannschaft ist hervorragend. Man merkt einfach, dass Rot-Weiß Oberhausen eine große Familie ist. Hier wird nichts gespielt, das ist alles ehrlich und echt - Ruhrpott eben. Und in so einem Umfeld fühle ich mich pudelwohl, einfach heimisch.
Wie meinen Sie das genau? Ich hole mal etwas aus: Als ich meine Trainerkarriere begann, habe ich in einem Bundesliga-Nachwuchsleistungszentrum mal nachgefragt, ob nicht eine Stelle für mich frei wäre. Ich habe auch ein Gesprächstermin erhalten. Im Nachhinein habe ich mich gefragt, wofür man mich eingeladen hatte? Denn das Gespräch war recht kurz. Man machte mir klar, dass ich ein guter Typ sei, ich aber von meinem äußerlichen Erscheinungsbild nicht in ein NLZ passen würde. Ich hätte einfach zu viele Tattoos und meine Frisur dazu wäre auch noch zu kurz. Wer mich kennt, der kann sich ungefähr vorstellen, was ich diesem Herren geantwortet habe. Ich konnte es einfach nicht fassen. Da wurde tatsächlich nach dem Aussehen und nicht der fachlichen Kompetenz ausgewählt und eingestellt. Was ich damit sagen will, ist: Dass das bei RWO gar keinen interessiert hat, wie viele Tattoos ich habe oder ob ich eine Glatze oder heftige Matte auf dem Haupt trage. Bei RWO kann jeder so sein, wie er will. Das ist eigentlich eine typische Ruhrpott-Mentalität. Deshalb kann ich auch sagen, dass Rot-Weiß Oberhausen für mich das Ruhrgebiet verkörpert. Und das ist in 2020 alles andere als selbstverständlich. Viele Vereine sind nur noch künstlich und kommerziell - RWO ist anders.
Wie sehr unterscheidet sich Ihre Arbeit zu der bei Ihren vorherigen Stationen? Der Jugend funktioniert schon etwas anders als der Seniorenfußball. Die Jungs sind 17, 18, 19 Jahre alt und müssen nicht nur sportlich, sondern auch menschlich geführt werden. Da muss man auch pädagogisch auf sie einwirken. Da gibt es schon Jungs, die manchmal ihre fünf Minuten haben und herum zicken (lacht). Aber dafür hat man mich ja auch geholt. Ich weiß, wie das läuft und wie die Jungs ticken. Da muss ich auch schonmal deutlichere Worte finden. Sportlich gesehen sind die Spieler auch noch längst nicht fertig. Da müssen wir viel arbeiten, um sie weiterzuentwickeln. Einem gestandenen Oberligaspieler kann man nicht mehr so viel beibringen oder er lässt es nicht zu. Hier ist das anders, weil die U19-Spieler alle einen großen Traum verfolgen: den Profifußball.
Werden wir Sie irgendwann im Profifußball als Trainer sehen? Das weiß ich nicht. Ich mache mir da aber auch überhaupt keinen Druck. Ich bin einfach nur glücklich, dass ich in Oberhausen mit Markus Kaya arbeiten kann. Viele wissen nicht, dass 'Kayo' und mich eine enge Freundschaft verbindet. Er war es auch, der mich nahezu jeden Tag angerufen hat, als es mir dreckig ging. Denn auch Rene Lewejohann ist keine Maschine und hat Schwächephasen. Dafür bin ich 'Kayo' sehr dankbar. Ich habe auch in der jüngsten Vergangenheit gelernt, dass man im Leben nicht zu weit planen sollte. Man sollte viel mehr die Momente genießen. Das tue ich aktuell bei Rot-Weiß Oberhausen.