Moderiert wurde der Talk-Abend in Herten von zwei Protagonisten des SV Vestia Disteln. Dem sportlichen Leiter und S04-Fan Martin Schmidt und dem 2. Vorsitzenden und Ex-Schalke-Profi Klaus Berge. Hauptthema war die Situation rund um die Königsblauen.
Einig waren sich die Protagonisten, dass der Weg zurück zur Spitze bei den Knappen nur über die eigene Jugend gehen kann. Fünf ehemalige Schalker in einem Champions-League-Finale würden eine deutliche Sprache sprechen. Vorbild, so Schalke-Legende Olaf Thon, sei dabei ausgerechnet Borussia Dortmund.
Er traute sich auch als einziger, das bei den 100 Zuschauern verpönte Wort auszusprechen. „Ich finde, man kann das Wort Borussia Dortmund ruhig in den Mund nehmen“, sagte Thon. „Die hatten eine noch schlechtere Phase vor 15 Jahren gehabt, bevor Watzke und Rauball den Verein wieder rundgeschliffen haben. Und das sollte uns Mut machen.“
S04 hat mit Elgert den besten Jugendtrainer Deutschlands
Man dürfe sich nicht zu schade sein, gewisse Dinge abzukupfern. Und hier gelte es vor allem im Jugendbereich nachzujustieren. Zwar habe man in Norbert Elgert den besten Jugendtrainer Deutschland und vielleicht sogar der Welt, aber auch er könne eben nur mit dem Spielermaterial arbeiten, das er zur Verfügung habe. Schalke habe viel zu lange auf Talente ausschließlich aus der eigenen Umgebung gesetzt. Das räche sich jetzt. Denn so viele Talente vor der eigenen Haustür gibt es nicht mehr.
Klaus Berge kritisiert Defizite beim Scouting
Berge erzählte von einem internationalen Jugendturnier in Portugal, bei dem er vor einigen Jahren als Scout für eine Berateragentur zugegen war. Dort habe auch Jadon Sancho gespielt. Vom BVB seien mehrere Scouts vor Ort gewesen, vom S04 keiner. „Klaus Berge hat es beschrieben: Bei den Turnieren dabei zu sein, ein Juwel abzufangen, Schneller zu sein als andere: Es gibt viele Möglichkeiten“ forderte Thon.
Berge stimmte ihm zu: „Was das Scouting betrifft, muss man kritisch feststellen, dass da in den letzten Jahren Defizite waren.“ Aber auch Borussia Dortmund habe erst reagiert, als ihnen das Wasser bis zum Hals stand: „Bei den Anderen war es ja auch so: Als es denen dreckig ging, haben die aus der Not heraus diesen Weg eingeschlagen.“ Es sei auf jeden Fall ein Weg, den die Leute mitgehen.
Thon warb um Optimismus
Mitgehen will diesen Weg auf jeden Fall Zweitligarekordspieler und S04-U15-Trainer Willi Landgraf: „Einige haben mich schon gefragt, ob ich nicht mal in der 3. Liga oder so trainieren wolle. Aber für mich gibt es nichts schöneres, als zu sehen, wie sich Talente entwickeln.“ Nach 14 Jahren auf Schalke sei er ja „fast schon unkündbar“, lachte Landgraf.
Thon, der sich über den Champions-League-Titel des FC Bayern München sehr gefreut habe, da er neben einem großen Schalke-Herz auch ein kleines Bayern-Herz habe, warb um Optimismus: „Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken und positiv denken. Sonst wird das nichts.“