8. Dezember 2019, die SpVg Schonnebeck liegt auswärts gegen den TSV Meerbusch mit 0:1 hinten. Es läuft die 80. Minute. Tevfik Kücükarslan, Angreifer der Gäste aus Essen, will zum Kopfball hoch, plötzlich wird es schwarz und der 21-Jährige liegt regungslos auf dem Platz.
„Es ging alles richtig schnell“, blickt Kücükarslan auf seine Horror-Verletzung zurück. An die Entstehung kann er sich allerdings noch erinnern: „Ich gehe hoch zu Kopfball, geh nach vorne. Der Verteidiger kommt zu spät zum Ball und kracht mit voller Geschwindigkeit gegen meinen Kiefer. Ich gehe zu Boden und war komplett weggetreten.“
Als Kücükarslan wieder das Bewusstsein erlangt, sind alle um ihn herum versammelt: „Ich mache meine Augen auf und auf einmal stehen alle um mich herum. Ich habe einfach gar nichts mehr gespürt, hatte große Angst.“
Kücükarslan erlitt mehrere Frakturen im Gesicht
Das Spiel musste 30 Minuten unterbrochen werden. Kücükarslan wurde ins Krankenhaus gebracht. Dem Angreifer, der vor der Saison vom VfB Homberg zu Schonnebeck wechselte, war gar nicht bewusst, wie schwer er sich verletzt hatte. „Ich dachte, ich hätte eine Platzwunde, hatte normale Schmerzen. Nach einer Zeit wurde es immer schlimmer.“
Kücükarslan musste operiert werden. Es stellte sich heraus, dass der 21-Jährige gleich mehrere Frakturen im Gesicht erlitten hatte, einen dreifachen Jochbeinbruch, Kieferbruch und einen Bruch der Augenhöhle. „Der Arzt meinte, ich hätte auf einem Auge erblinden können, mein Leben hätte sich komplett verändert“, weiß Kücükarslan.
Er hatte Glück im Unglück. „Alles ist verheilt, ich habe ein paar Narben unter dem Augen und so weiter.“ Komplett abhaken kann er den Vorfall allerdings noch nicht: „Ich habe kleine Platten im Gesicht, die meinen Knochen stabil halten, und das wird wieder raus-operiert.“
Kücükarslan wagt Neuanfang beim TV Jahn-Hiesfeld
Mentale Folgen hatte die Verletzung ebenfalls. Sogar aufhören statt für den jungen Angreifer zur Debatte: „Am Anfang ja, aber ich liebe Fußball über alles. Ich spiele seit ich vier Jahre alt bin.“
Und so kehrte Kücükarslan vor der Coronavirus-Pause wieder ins Training zurück, allerdings nicht bei Schonnebeck sondern beim TV Jahn-Hiesfeld in der Landesliga Niederrhein. „Ich wollte mehr Spielpraxis, habe bei Schonnebeck kaum gespielt“, erklärt er und ergänzt: „Ich hatte meinen Platz hart erkämpft, den zurückzuerobern, hätte lange gedauert. Das machte keinen Sinn. Ich dachte, ich bin sowieso verletzt und der Trainer von Hiesfeld wollte mich schon in Homberg unbedingt haben.“
An dem Wochenende, als der Spielbetrieb eingestellt wurde, hätte Kücükarslan wieder auf dem Platz stehen sollen. So muss sich der Angreifer nun erstmal weiter gedulden. Er wird es verkraften, es hätte alles deutlich schlimmer laufen können...