Herr Villis, erleben Sie beim VfL eine große Solidarität oder war es schwierig, Mitarbeiter und Spieler von Kurzarbeit und Gehaltsverzicht zu überzeugen? Hans-Peter Villis: Es war überhaupt nicht schwierig – ganz im Gegenteil. Der Impuls zum Gehaltsverzicht ging von der Mannschaft aus, Trainerteam sowie Geschäftsführung und Direktion haben sich solidarisch angeschlossen. Alle waren sehr offen für diese Thematik, es herrscht ein Wir-Gefühl. Das liegt sicher auch daran, dass wir beim VfL Bochum nicht zum ersten Mal eine finanziell schwierige Zeit miteinander durchmachen. Inzwischen haben wir uns zwar stabilisiert, aber wir schwimmen immer noch nicht im Geld. Hinzu kommt, dass der Vertrag mit Ex-Trainer Robin Dutt noch bis 30. Juni gültig ist. Das ist richtig, aber wir haben von ihm ein sehr erfreuliches Signal bekommen. Er hat sich bei Sebastian Schindzielorz gemeldet und einen Teilverzicht angeboten. Die Profi-Abteilung des VfL ist ausgegliedert. Bereuen Sie angesichts der finanziellen Situation, dass noch kein Investor an Bord ist? Für uns besteht kein Anlass, von unserem Weg abzuweichen. Wir haben immer gesagt, dass wir jemanden suchen, der zu 100 Prozent zu uns passt. Natürlich mehren sich in Corona-Krisenzeiten vielerorts die Stimmen, die nun Investoreneinstiege fordern. Momentan gibt es für viele allerdings andere Herausforderungen als jene, in einen Verein zu investieren.
Auch mit dem Preis, dass die wirtschaftliche Lage beim VfL Bochum ist, wie sie aktuell ist?
Nun, ich finde den Grundtenor insgesamt nicht schön. Selbstverständlich: Wenn Einnahmen fehlen, schlägt sich das negativ auf die Zahlen nieder. Der absolute Worst Case, also die Insolvenz, könnte nur dann eintreten, wenn alles einbrechen und keine Maßnahme greifen sollte. Aber derzeit arbeiten alle daran, diesen Zustand nicht eintreten zu lassen. Auch wir beim VfL machen unsere Management-Aufgaben, sorgfältig und seriös.
Wie sieht Ihre Idealvorstellung der restlichen Saison aus? Dass sie zu Ende gespielt wird. Am liebsten würden wir im vollen Stadion antreten, aber das geht aller Voraussicht nach nicht. Wenn es ohne Zuschauer gespielt wird, müssen wir das akzeptieren. Denn daran, dass die Saison zu Ende gespielt wird, hängt viel. Das darf man nicht vergessen.