Mit 21 Jahren veränderte sich das Leben von Jens Grembowietz schlagartig. Er hatte die Jugend beim FC Schalke 04 verbracht und wechselte im Sommer 2008 zur SG Dynamo Dresden, die in der neu gegründeten 3. Liga antrat. "Mit 21 denkt man ganz gerne mal, dass man bereit ist, so weit wegzuziehen. Wenn man dann aber tatsächlich rund 600 Kilometer von der Heimat entfernt ist, ist das auf einmal doch schwieriger als gedacht", sagt der gebürtige Essener, der heute wieder in Gelsenkirchen lebt.
In Dresden nahm er sich seinerzeit keine Wohnung, sondern lebte im Hotel. Rückblickend sei er nie wirklich heimisch geworden, erinnert sich Grembowietz. "Die Umstellung zu vorher war für mich schon gewaltig, zumal es als Profi dann wirklich nur noch im Fußball ging. Da war kaum noch Raum für irgendetwas anderes."
Stimmungsvolle Spiele gegen Erfurt und Aue
Dennoch lohnten sich die Opfer, die er für die Karriere bringen musste. Durch die Nähe beispielsweise nach Zwickau oder Chemnitz stehen für Dynamo fast in jeder Spielzeit stimmungsvolle Ostduelle an, so auch in der Drittligasaison 2008/09. "Gerade das Spiel gegen Rot-Weiß Erfurt ist mir in Erinnerung geblieben. Wir sind direkt am ersten Spieltag ins Steigerwaldstadion gefahren und haben dort auch noch mit 1:0 gewonnen. Das war ein unvergessliches Erlebnis", erzählt er.
Überhaupt spielte er mit Dynamo ein solides Jahr, am Ende fanden sie sich auf dem neunten Platz wieder. "Ich durfte in vielen großen Stadien spielen. Besonders waren zum Beispiel auch noch die Spiele gegen Erzgebirge Aue, die echte Derbys waren. Das nimmt sich im Vergleich zu Schalke gegen Dortmund nicht allzu viel", erinnert er sich.
Aber auch die Heimspiele im Rudolf-Harbig-Stadion waren regelmäßig emotional, sind die Dynamo-Fans doch bis heute für ihre brachialen Gesänge und große Choreographien bekannt. "Die Fans von Dynamo waren der Wahnsinn, es konnte aber auch schnell ungemütlich werden, wenn es mal nicht so lief. Dann wurden sie eben schnell kritisch. Ich kenne auf jeden Fall beide Seiten", lacht Grembowietz.
Grembowietz hält Saison-Annullierung für möglich
Über Stationen bei Preußen Münster, Hessen Kassel, der SG Wattenscheid 09 und der Hammer Spielvereinigung beendete er seine Spielerkarriere bei Westfalia Herne und wechselte ins Trainergeschäft. Seit Sommer 2017 trainert Jens Grembowietz den Landesligisten SV Horst-Emscher und steht, trotz Vertragsverlängerung bis zum Sommer 2021, aktuell wie all seine Kollegen vor einer ungewissen Zukunft. "Ich bin gespannt, wie die Saison zu Ende gehen soll. Wenn wir alle Spiele bis Juni durchkriegen wollen, bleiben am Ende fast nur noch Englische Wochen. Ich weiß nicht, welche Amateurmannschaft genügend Spieler haben soll, um das zu bewerkstelligen. Deswegen kann ich mir auch gut vorstellen, dass die Saison annulliert und es keine Absteiger geben wird."