Heinrich Schmidtgal ist in Fußball-Deutschland und vor allem in Nordrhein-Westfalen kein unbeschriebenes Blatt. Der ehemalige Linksverteidiger, der seine Profi-Karriere verfrüht wegen anhaltender Knieprobleme beenden musste, spielte seinerzeit für den SC Verl, den VfL Bochum, Rot-Weiß Oberhausen, Greuther Fürth und Fortuna Düsseldorf.
Im Rahmen der vergangenen Saison war der 34-Jährige noch als Co-Trainer von Fortunas U23 tätig. Mit dem Fußball hat der gebürtige Kasache mittlerweile aber nichts mehr am Hut. RevierSport hat mit Schmidtgal gesprochen.
Herr Schmidtgal, in den Medien hat man schon lange nichts mehr von Ihnen gehört. Was machen Sie heute? Ich mache gerade eine Umschulungsmaßnahme über die Berufsgenossenschaft an der EBZ Business School in Bochum. Dort studiere ich Immobilienmanagement, weil ich gerne in diesem Bereich arbeiten möchte. Ich habe schon privat Erfahrungen gesammelt mit Immobilien und hab auch ein, zwei Immobilien selbst im Bestand. Von daher finde ich das Feld total spannend.
Wie kommt es, dass Sie dem Fußball plötzlich fernbleiben wollen? Zuletzt waren Sie ja noch als Co-Trainer bei der U23 von Fortuna Düsseldorf tätig… Genau. Ich war letzte Saison noch als zweiter Co-Trainer bei Fortuna Düsseldorf dabei. Es gab jedoch ein, zwei Sachen, die dazu geführt haben, dass ich im Endeffekt nicht mehr in die Fußballtrainer-Schiene wollte. Das hatte in erster Linie mit meinem Knie zu tun. Ich habe ja ein ziemlich mieses Knie, an dem ich mit zwei Knorpelschäden schon viermal operiert wurde. In der Saison, in der ich als Co-Trainer bei der Fortuna war, habe ich gemerkt, dass ich in der Arbeit mit den Jungs schon sehr eingeschränkt war. Als Co-Trainer willst du ein paar Sachen mitmachen, aber bei mir hat es nicht mal dafür gereicht, mit den Jungs eine Runde Kreis zu spielen. Es ist echt so, dass ich nicht mal mehr eine halbe Stunde schmerzfrei joggen kann.
Ist es in dem Fall vielleicht auch einfach vernünftig gewesen, zum Fußball Abstand zu gewinnen, auch wenn einem das Herz blutet? Ja, genau. Ich habe zwei Kinder. Da muss man auch mittelfristig planen, ob das der richtige Weg ist. Weil man auch nie weiß, wie sich das mit dem Knie entwickelt. Es wäre auch meiner Familie gegenüber nicht verantwortungsbewusst gewesen, wenn ich gesagt hätte, ich will aber trotzdem irgendwo in den Trainerbereich. Dennoch habe ich super Erfahrungen in dem Job gesammelt, wir hatten ein richtig cooles Trainerteam mit Lukas Sinkiewicz, Nico Michaty und Dirk Zimmermann. Klar vermisst man das auch ein bisschen. Aber beides miteinander zu kombinieren, wäre schwierig geworden. Von daher war es zwar kein einfacher Schritt, aber schon für mich der richtige.
Wie ist Ihr Wechsel ins Immobilienmanagement damals vonstatten gegangen? Grundsätzlich war der Plan, dass ich die Umschulungsmaßnahme im NLZ bei der Fortuna mache. Da hatte ich auch gute Gespräche mit NLZ-Leiter Frank Schäfer. Als ich mich dann aber im Endeffekt dazu entschieden habe, ins Immobilienmanagement zu gehen, war das eine total gute Kommunikation. Wir sind komplett im Guten auseinander gegangen. Frank Schäfer und Nico Michaty haben meinen Schritt beide verstanden. Es war zwar schade, weil beide gerne mit mir weitergearbeitet hätten, aber jetzt ist es eben so gekommen.
Haben Sie trotzdem noch Kontakt zu Ihren ehemaligen Kollegen? Ja. Ich habe die Jungs nie aus den Augen verloren und pflege noch den Kontakt zu Lukas Sinkiewicz. Ich habe mir diese Saison sogar das eine oder andere Regionalligaspiel der Jungs angeschaut und war zwischendurch auch mal beim Training. Aber es ist natürlich etwas anderes, als jeden Tag mit den Jungs auf dem Platz zu stehen.
Apropos Regionalliga: Sie haben damals mit Dimitrios Pappas zusammen bei Rot-Weiß Oberhausen gespielt. Laut RevierSport-Informationen ist er aktuell heißester Kandidat auf die Nachfolge von Mike Terranova… Ich glaube, „Dimi“ hat bei der U19 einen guten Job gemacht, so gut ich das jetzt aus der Ferne beurteilen kann. Dadurch, dass ich Co-Trainer bei der Fortuna war, war ich auch im Scouting aktiv und habe mir ein, zwei Spiele von der RWO-U19 angeguckt. Die Tugenden, die er als Spieler damals auf den Platz gebracht hat, lebt er seinen Jungs jetzt als Trainer vor. Leidenschaft und über die Mentalität zu kommen – das war schon beeindruckend zu sehen, wie er die Jungs da mitnimmt und wie viel er aus den Möglichkeiten dort gemacht hat. Denn die Top-Talente aus dem Ruhrgebiet gehen aufgrund der Konkurrenz, die im direkten Umfeld da ist, nicht unbedingt zu RWO.