Als Jugendtrainer von Rot-Weiss Essen hat Udo Platzer in über 20 Jahren schon so einige Diamanten mitgeschliffen. Dem besten Spieler, den der heutige U15-Coach nach eigener Aussage je trainiert hat, blieb der große Durchbruch im Profibereich allerdings verwehrt. Er spielt heute bei einem Duisburger Bezirksligisten: Bora Karadag.
"Er hat bei einem Turnier mit Rot-Weiß Oberhausen gegen uns gespielt", erinnert sich Platzer gegenüber RS. "Bora war klein, wuselig, hatte eine außergewöhnliche Technik. Ich musste meine Innenverteidiger reihenweise auswechseln, weil er sie schwindelig gespielt hat. Und das als Spieler des Jungjahrgangs." Anschließend eiste RWE Karadag von den Kleeblättern los.
RWE-U15-Coach Platzer: Man braucht vor allem Glück
Der heute 29-Jährige durchlief die Essener Jugend und gehörte zwei Jahre zur Ersten Mannschaft. Über Stationen in der Türkei, den VfL Speldorf und FSV Duisburg spielte Karadag bis zum Winter beim Landesligisten SV Scherpenberg. Nun läuft er für den Duisburger FV 08 auf. "Das war einer", sagt Platzer, "bei dem ich gedacht habe, es könnte für ganz oben reichen."
Neben Attributen wie (Handlungs-)Schnelligkeit, Athletik, Technik und der charakterlichen Eignung geht es, findet Platzer, vor allem darum, "zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Und beim Übergang zu den Senioren einen Trainer zu haben, der einem viel Vertrauen schenkt."
Bei einigen anderen Ex-Schützlingen Platzers stimmte diese Mischung offenbar. Zum Beispiel bei Moritz Nicolas, dem von Borussia Mönchengladbach ausgeliehenen Ersatzkeeper von Union Berlin. Oder bei Ahmed Kutucu und Levent Mercan. Beide gehören zum Profikader bei Schalke 04.
Platzer: Das war der Unterschied bei Kutucu und Mercan
Als Mercan nach Essen kam, sei er gerade wegen körperlicher Defizite beim VfL Bochum aussortiert worden. "Auch heute ist er nicht der kräftigste", sagt Platzer. "Aber das gleicht er mit seinem außergewöhnlichen Talent aus. Das konnte man schon damals erkennen. Levent hatte ein herausragendes Spielverständnis und war ein richtig guter Zocker." Kutucu trainierte Platzer hingegen nicht in seiner U15. Den Schalker Publikumsliebling lernte er im Techniktraining kennen. "Ahmed konnte damals schon Spiele entscheiden", erinnert sich der Coach.
Für ihn ist der Grad zwischen dem Top-Profibereich und den höheren Amateurklassen ein schmaler. Warum das Duo auf Schalke Fuß fassen konnte? "Beide wussten immer genau, wo sie hinwollen. Aber auch, wo sie herkommen. Sie waren charakterlich einwandfrei und haben es allemal verdient, oben zu spielen."
Das untermauert Platzer mit einer Anekdote aus dem vergangenen Sommer. Während seines Urlaubs schaute er im Trainingslager der Knappen vorbei. Als seine Ex-Spieler ihn entdeckten, seien sie sofort auf ihn zugekommen. "Wir haben eine ganze Weile gequatscht, die Jungs haben mir sogar noch ein Trikot geschenkt. Beide sind total auf dem Boden geblieben." Daran hat wohl auch Udo Platzer einen Anteil.