Die „Big City Krise“ bei Hertha BSC ließ Alexander Nouri einen Tag nach der niederschmetternden Pleite und den höhnischen Gesängen der eigenen Fans ratlos zurück. „Schlecht und unruhig“, habe der Interimstrainer nach der völlig verdienten 0:5 (0:3)-Klatsche im Abstiegsduell gegen den 1. FC Köln geschlafen, sagte er am Sonntag. Eine Antwort auf die Frage, warum sein Team derzeit hilflos Richtung Ligakeller taumelt, blieb er weitgehend schuldig.
„Dafür die richtige Erklärung zu finden, ist schwer“, sagte Nouri. Das könnte für ihn im Rennen um den Klassenerhalt zu wenig sein. Einige Medien spekulierten aufgrund der Art der Niederlage gegen die Domstädter bereits über eine vorzeitige Ablösung des Übergangscoaches, der nach Jürgen Klinsmanns Abgang aus heiterem Himmel in der Vorwoche eingesprungen war.
„Da mache ich mir überhaupt keine Gedanken drüber“, sagte Nouri. Mit Geschäftsführer Michael Preetz habe er nach dem Köln-Spiel laut eigener Aussage nur kurz gesprochen. Eine genauere Analyse der Partie solle aber noch folgen. Es werden auf jeden Fall ernste Gespräche.
Mit 26 Punkten besitzt Hertha auf Platz 14 nur noch sechs Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang. Der Ernst der Lage sollte auch der Mannschaft also dämmern. Davon ist Nouri überzeugt, der gerne auf die kämpferisch gute Leistung aus der Vorwoche beim 2:1-Sieg beim SC Paderborn verweist.
Gerade deshalb ist aber auch für ihn ein Aufritt wie gegen Köln unerklärlich. „Wir haben eine gute Trainingswoche gehabt und konnten das nicht auf den Platz bringen“, sagte er. Das war zu sehen. Köln hatte nach Kontern freie Hand und schnitt durch die Berliner Linien wie durch Butter, offensiv kam von der Hertha selbst viel zu selten etwas. Schließlich fand Nouri dafür doch einen möglichen Ansatzpunkt zur Erklärung.
Im Kopf habe sich sein Team nach dem frühen Rückstand durch Jhon Cordoba (4./22.) zu einfach und zu schnell verabschiedet. „Wenn du 0:2 zurückliegst, glaube ich schon, dass etwas arbeitet, wenn du nicht so gefestigt bist. Das ist aber auch etwas, was uns dann nicht passieren darf“, so Nouri. Das sahen die Hertha-Fans ähnlich. Kurz vor Ende der Partie verhöhnten sie ihre Mannschaft und sangen ironisch „Oh, wie ist das schön“. Die Spieler gingen daraufhin nicht wie sonst in die Ostkurve.
„Wenn man teilweise verarscht wird, hat man als Spieler auch nicht besonders Bock, da reinzugehen“, sagte Kapitän Niklas Stark nach dem Spiel bei Sky. Nouri war da anderer Meinung: „Es war bitter für uns alle, da kann man die Reaktion verstehen.“
Am Ende helfen Nouri und der Mannschaft nur Siege, um die Anhänger zu beschwichtigen und den Abwärtstrend zu stoppen. Bestenfalls schon am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) im nächsten Kellerduell bei Fortuna Düsseldorf. sid