Trägt Türkgücü München seine Heimspiele im kommenden Jahr bei einem Aufstieg in die 3. Liga womöglich in Nordrhein-Westfalen aus? Das scheint zumindest ein denkbares Szenario zu sein. "Das ist kein Geheimplan. Es ist ein Plan, den Dr. Koch (DFB-Vizepräsident und Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes, Anm. d. Red.) kennt, den auch unsere Mitstreiter kennen", sagt Hasan Kivran, Präsident und Investor des Klubs, in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung.
Kivran ist der elementare Grund, warum der Münchner Verein solch eine rasante Entwicklung hinter sich hat. Vor zwei Jahren spielte Türkgücü noch in der sechstklassigen Landesliga, nun führt die Mannschaft die Regionalliga Bayern souverän an und scheint auf dem besten Weg zu sein, den dritten Aufstieg in Folge zu feiern und im kommenden Jahr in der 3. Liga zu spielen. Der Vorsprung auf Verfolger 1. FC Schweinfurt beträgt acht Zähler, zu spielen sind nur noch zwölf Partien. Die Mannschaft ist gespickt mit ehemaligen Profis wie Sercan Sararer (Greuther Fürth, Fortuna Düsseldorf, VfB Stuttgart), Mario Erb (KFC Uerdingen, RW Erfurt) oder Fabio Leutenecker (MSV Duisburg), Trainer ist der frühere Chefcoach vom TSV 1860 München, Reiner Maurer.
Komplizierte Stadionfrage in München
Ein Aufstieg in die 3. Liga würde die ohnehin schon angespannte Stadionfrage in München allerdings noch weiter verkomplizieren. Denn im TSV 1860 München und dem FC Bayern München II spielen bereits zwei Vereine in der Liga im altehrwürdigen Grünwalder Stadion. In der Rückrunde der Regionalliga wird auch Türkgücü seine Heimspiele zum ersten Mal im "Grünwalder" austragen, die beiden vergangenen Jahre spielte der Verein vor den Toren Münchens auf der Anlage des SV Heimstetten, weil er keine "eigene" Heimat hat.
Da sowohl 1860 als auch Bayern II wohl auch im nächsten Jahr drittklassig sein werden, stecken die Vereine in einer ziemlichen Bredouille. Drei Vereine in einer Liga, die im gleichen Stadion spielen sollen, scheint vom logistischen Aufwand nicht möglich zu sein. Alternativen sind in München rar gesät: Die Allianz-Arena und das Grünwalder Stadion sind die einzigen beiden drittligatauglichen Stadien der Stadt. Die SpVgg Unterhaching spielt ebenfalls drittklassig im Münchener Speckgürtel und wäre womöglich eine Alternative. Doch der Verein hatte zuletzt bereits den Münchner Löwen als Ausweichstadion eine Absage erteilt, wenn diese das Grünwalder in naher Zukunft ausbauen wollen.
Mehr Zuschauer in Essen, Duisburg oder Düsseldorf
"Wir müssen am 2. März die Lizenzierung abgeben, und es ist ein Teil davon, das Stadion anzugeben", sagt Kivran mit Blick auf die komplizierte Situation. Bei der Suche nach einer Lösung des Problems sei der Verein deshalb auf die Idee gekommen, Spiele im Westen auszutragen.
"Dort hätten wir wahrscheinlich mehr Zuschauer, weil es auch mehr Derbys gäbe. Die Reisekosten, die wir dann nicht nur bei Auswärts- sondern auch bei Heimspielen hätten, müssten wir ja wieder reinholen", so Kivran, der vorrechnet: "Und wenn wir eine ähnliche Miete in Haching zahlen wie in Essen, Duisburg oder Düsseldorf, bringt uns Haching nichts. Im Gegenteil: Dort hätten wir weniger Zuschauer."
Offizielle Gespräche mit Stadionbetreibern in Westdeutschland hätte es aber noch keine gegeben - und eine dauerhafte Umsiedlung käme auf keinen Fall in Frage: "Wir reden nicht von einem Ortswechsel. Der Gedanke ist: Für eine Engpassphase in der Stadt würden wir ausweichen", stellt Kivran klar.