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Kommentar: In der Regionalliga besteht großer Klärungsbedarf

Foto: Gero Helm

Die Regionalliga hat ein Strukturproblem. Das zeigte sich im Fall der SG Wattenscheid, doch auch im Fall der Drittliga-Aufsteiger gibt es Klärungsbedarf. Siehe Rödinghausen. Ein Kommentar

Man sollte mit dem Begriff Wettbewerbsverzerrung vorsichtig sein. Doch das, was in dieser Saison in der Regionalliga West passiert, kommt dem schon nahe. Zunächst musste die SG Wattenscheid Insolvenz anmelden und zog sich aus dem Spielbetrieb zurück. Die Konsequenz: Alle Spiele wurden annulliert. Gut zum Beispiel für Verl, die verloren gegen die SGW und bekamen keinen Punktabzug. Schlecht zum Beispiel für RWE, die besiegten die Wattenscheider und verloren die Zähler wieder. Zum ersten Mal wurde abseits des Sports in den Wettbewerb eingegriffen.

[article=471032]Und jetzt meldet sich der SV Rödinghausen und erklärt, dass der Klub keine Drittligalizenz beantragen werden[/article]. Das ehrt den Verein, dass er diese Weitsicht hat, dass dieser Sprung derzeit zu groß wäre. Das ändert aber nichts daran, dass die Mannschaft von nun an deutlich entspannter und ohne große Ambitionen in die Spiele gehen wird. So eine Leistung wie in Essen beim 2:0 vor wenigen Wochen darf man in den Duellen gegen Verl, RWO oder Abstiegskandidaten nicht erwarten. Hier sind alle die Vereine im Vorteil, die nun noch gegen den SVR antreten müssen. Bei Rödinghausen geht es für die Spieler nur noch darum, sich nun für andere Vereine in Stellung zu bringen. Zumindest für die Topspieler, die bereits jetzt im Fokus der Konkurrenz stehen.

Zwei Vereine. Zwei unterschiedliche Ausgangslagen. Zwei Probleme.

Nummer eins: Die Regionalliga hat ein Strukturproblem. Und das nicht nur aufgrund der absurden Aufstiegsregel, wo Jahr für Jahr Meister noch in eine Relegation müssen, um dann am Ende trotz einer tollen Saison vielleicht doch nicht aufzusteigen.

Denn beim Thema Lizenz gibt es aberwitzige Bedingungen, unter denen man an den Start gehen kann. Eine vergleichsweise kleine Bürgschaft reicht, große Hürden muss kein Verein nehmen. Daher kann es eben passieren, dass ein Verein dann mal ein paar Monate später blank ziehen muss - siehe in Wattenscheid. Echte Kontrollen sind hier Fehlanzeige. Hier muss der Verband eingreifen.

Denn sonst ist die Regionalliga nicht nur formell eine Amateurliga, in der sich zwar teure Zweitvertretungen tummeln und große Traditionsvereine, die so schnell wie möglich aus dieser Liga wieder raus wollen. Aber auch Oberliga-Aufsteiger, die nicht gemacht sind für so eine Liga. Teams mit Feierabendfußballern, die nach einem kurzen Intermezzo schnell wieder von der Viertligalandkarte verschwinden. Dazu kommen gestandene Regionalligaklubs, die allerdings den nächsten Schritt nicht gehen können, sei die Arbeit auch noch so gut.

Da kommen wir zu Problem Nummer zwei: Wer aufsteigen will, der muss beim Sprung in die 3. Liga etliche Nachweise erbringen, die im Fall von Rödinghausen nicht zu realisieren sind. Die Hürden sind zu hoch, daher muss der SVR Vernunft walten lassen und auf den Aufstieg verzichten. Mit dem Geschmäckle, von nun an mit deutlich weniger Anspannung in die Partien zu gehen.

Bleibt nur zu hoffen, dass sich nicht noch ein Verein meldet, der kein Geld mehr hat oder der nicht aufsteigen will. Diese Regionalliga-Spielzeit hat jetzt schon genug Nebenschauplätze, die keiner braucht.

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