Habe ich alles richtig gemacht? Hat der Trainer die richtigen Methoden gewählt? Physiotherapeut Klaus Eulering erläutert im „Durchblick“ für RS-online einige wichtige Grundprinzipien einer vernünftigen Vorbereitung. Der 65-Jährige ist im Revierfußball seit einigen Jahrzehnten ein bekannter Name. Achteinhalb Jahre lange knetete er beim FC Schalke 04 die Spielermuskeln. „Allerdings zu den schlechten Zeiten, als die Präsidenten ständig wechselten“, fügt Eulering hinzu. Danach arbeitete der Gladbecker unter anderem bei Adler Osterfeld und dem SV Schermbeck. Derzeit ist er für die Fitness der Kicker des Oberligisten VfB Speldorf zuständig. Er spracht mit RS-online über...
…das richtige Verhältnis von Ausdauer und Spritzigkeit: „Letztlich trifft jeder Trainer hier seine eigenen Entscheidungen und muss sich nach dem Spielerpotenzial richten. Der übliche Weg, in den ersten Wochen der Vorbereitung viel Ausdauer zu trainieren und dann in die Feinheiten überzugehen, macht aus medizinischer Sicht aber durchaus Sinn. Die ersten Schritte von Dauerläufen können grausam sein. Aber letztlich ist es immer möglich, die Fitness auf den alten Stand zu bringen und die Kondition neu zu aktivieren. Viele Vereine aus den höheren Klassen führen mittlerweile auch schon zweimal jährlich Laktattests durch, um den Stand der Fitness und damit die notwendige Belastung der Kicker zu ermitteln.“
…den besten Umgang mit der fußballfreien Zeit: „Vor allem diejenigen, die schon länger Fußball spielen und daher meistens Gelenkprobleme haben, sollten keine wirkliche Pause einlegen. Durch die erste Belastung entsteht ein Reiz, der die Probleme noch größer macht. Deshalb sollte auch in einer spielfreien Zeit angemessene Bewegung da sein.“
…die Auswirkungen des harten Trainings auf Fußballer-Körper: „Manche pusten mehr, wenn es auf die Rückrunde zugeht. Da können sich einige Kilo Übergewicht schon auswirken. Insgesamt schadet die Mehrbelastung nicht. Die Vorbereitung kann sehr wichtig sein, wenn es um Feinheiten bei einzelnen Akteuren geht. Ein geübtes Trainerauge sollte es sehen, wenn es einem Spieler an Grundschnelligkeit fehlt oder Muskelaufbau nötig ist. Dabei muss man natürlich immer die Möglichkeiten und die Klasse der Leute im Auge behalten. Beim VfB Speldorf hatten wir in der Vorbereitung in sechs Wochen vielleicht drei Tage frei. Das geht in der Bezirksliga natürlich nicht.“
…das Risiko Kunstrasen: „Nach meiner Erfahrung ist die Belastung größer, wenn viel auf Kunstrasen trainiert wird wie es im Winter wegen der Witterung häufig der Fall ist. Es treten verstärkt Probleme im Bauchmuskel- und Adduktorenbereich auf. Für die Trainer ist es dann umso wichtiger, dem mit einem gezielten Stretching-Programm entgegenzuwirken.“
…die Verletzungsgefahr in den ersten Rückrundenspielen: „Die ist nicht größer als sonst auch. Wichtig ist, dass die Trainer und auch die Aktiven selbst merken, wann die Belastung zu groß ist. Denn andernfalls treten muskuläre Probleme auf. Grundsätzlich habe ich aber in den ersten Wochen nach dem Rückrundenstart nicht mehr Fußballerpatienten als sonst.
Fazit: Den Königsweg gibt es in der Vorbereitung zumindest aus medizinischer Sicht nicht. Die Art und Weise, wie die Trainer ihre Vorbereitung gestalten, hat mehrere Quellen. Bei den meisten sind es Erfahrungswerte. Nach dem Motto: Was mir früher nicht geschadet hat, kann für die Spieler nicht schlecht sein. Weit weniger häufig sind Coaches, die nach wissenschaftlichen Erkenntnissen Trainingspläne ausarbeiten, um damit die optimale Fitness für ihre Spieler herauszuholen. Hierfür bedarf es häufig eines aufwändigen Instrumentariums, dass sich ein Amateurclub kaum leisten kann.
Doch letztlich sind alle Laktatwerte, Verletztenlisten und Testspielergebnisse ein Muster ohne Wert, sobald es wieder um Punkte geht. Denn dann ist der Fußball wieder nur noch begrenzt planbar. Und schon so manche Mannschaft hat nach vorbildlicher Winter-Arbeit auf dem Platz die Kurve nicht mehr bekommen.