Könnten sie sich in einem Proficlub denn besser unterordnen? Oder brauchen sie die Freiheit, ihre Linie durchzuziehen?
Also mal eins vorweg: Wenn du unter professionellen Bedingungen trainierst, hast du deine Linie und deine Konzept, das du vorlegen kannst. Und wenn es Missverständnisse gibt, dann muss man sich austauschen. Das verstehe ich unter einem professionellen Verhältnis. Aber wenn dann „Meister Pommesbude“ ankommt oder ein Geschäftsführer oder ein Sponsor, die überhaupt keine Ahnung von Fußball haben, dir aber reinreden oder irgendwas vorschreiben wollen, dann würd’ ich „Tschüß“ sagen.
Thorsten Legat in Stuttgarter Zeiten. (Foto: firo)
Sie wirken aufgebracht. Spüren sie noch die Besessenheit und die innere Unruhe, die sie früher ausgezeichnet hat? Wie kanalisieren sie die heute?
Tja, wie kann ich das kanalisieren? Ich spiele noch aktiv in der Traditionsmannschaft vom VfL Bochum. Mit Herz sogar, weil ich ja Bochumer bin. Soll jetzt keiner missverstehen, weil ich ja viele Vereine hatte, aber mein Herz schlägt für Bochum. Ich hab Spaß an der Freud’, finde dort meine innere Ruhe und schaffe es, meine Aggressionen auf dem Feld zu lassen.
Können sie ihre Erfolgsbesessenheit und den Ehrgeiz auch als Trainer entwickeln?
Ja, selbstverständlich. Ich hab da schon einige Sachen mitgenommen aus meiner bisherigen Trainertätigkeit. Die innere Ruhe, das ist natürlich ein ganz wichtiger Aspekt, auf den ich in Zukunft auch noch hinarbeiten werde. Mit Gewalt kannst du nie was erreichen. Viele Probleme kann man mit dem Kopf lösen, und das ist das Wichtigste überhaupt. Gibt es einen Verein, dessen Angebot sie in jedem Fall ausschlagen würden?
Nein. Ich denke, da spreche ich vielen Trainern aus der Seele. Wenn es ein guter Klub ist, kann man sowieso nicht ausschlagen. Gibt es einen Klub, der Hilfe benötigt, der jetzt in der Krise ist, muss man überlegen. Aber ich würde auch das gerne machen, weil sich gerade in schlechten Phasen zeigt, wie viel Kompetenz ein Trainer hat. Ich bin nicht abgeneigt, einen Verein in schlechter Verfassung zu übernehmen.
Wie sieht’s auf lange Sicht mit dem Ausland aus?
Trainer müssen kreativ sein. Ich bin nicht abgeneigt, irgendwann mal ins Ausland zu gehen. Ich überlege schon, ob ich nicht bei irgendwelchen Beratern im Ausland mal anfragen sollte. Aber ich bin noch zu jung. 39 ist nicht wirklich jung, aber ab vierzig fängt die Trainerkarriere erst richtig an.
Womit beschäftigen sie sich derzeit tagtäglich?
Mit meiner Familie. Meine Familie ist da A und O. Ohne die wäre ich wahrscheinlich ganz woanders (lacht).
Spielt der Fußball neben der Familie denn noch die größte Rolle? Oder gibt es auch einen Notfallplan, wenn es mal nicht klappen sollte mit einem Trainerjob?
Ach wissen sie, da mach ich mir im Moment überhaupt keine Gedanken drüber. Am Finanziellen wird es in der Familie nie scheitern. Aber es wäre zu traurig, wenn es nicht klappt. Ich geb’ die Hoffnung nicht auf, aber wenn es soweit kommen sollte, hab ich ja immer noch meine Familie. Und ich könnte mich auch anderweitig umhören, was für einen Job es gibt.
Aber einen konkreten Plan gibt es nicht?
Ganz ehrlich, ich habe schon viele Konzepte auf dem Schreibtisch liegen, wenn nicht alles so läuft, wie ich es mir vorstelle. Ich habe verschiedene Alternativen, aber man muss natürlich gucken, ob es dafür reicht. Ich lasse da alles offen.
Wie sieht es eigentlich mit ihren beiden Söhnen aus? Sind die genauso talentiert wie der Vater?
Sehen sie, ich weiß ja, wie ich zum Fußball gekommen bin. Ich möchte meinen Kindern das auch so vermitteln. Ohne Druck und mit Spaß. Ich sehe Talent, aber man muss sagen, wenn sie irgendwann den Absprung nicht schaffen, dann versauern solche Kinder. Und wenn der richtige Zeitpunkt da ist, dann werde ich einige Leute ansprechen. Die sollen sich das dann mal angucken und dann entscheiden. Ich niemals.
Haben die beiden denn etwas von ihrem Ehrgeiz mitgekriegt?
Ja, natürlich. Das sind allerdings zwei unterschiedliche Charaktere. Der eine ist so ein Bollwerk, der rennt und rennt und kämpft wie ein Pferd. Der andere hat die Schnelligkeit und schießt aus solchen Situationen wie ich in frühesten Tagen. Das ist ein gutes Gemisch. Wenn die irgendwann sagen: „Papa, hilf mir“, dann mach ich das natürlich, aber ansonsten will ich meine Kinder nicht unter Druck setzen