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Interaktiv – Die Közle-Kolumne Teil 11/Hooligan-Attacke in Berlin
"Ich hatte Angst um mein Leben"

Hat bereits seine eigenen Erfahrungen mit Hooligans gesammelt: Peter Közle. (Foto: firo)
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Es ist echt unglaublich, was sich bei den Mülheimer Hallenstadtmeisterschaften abgespielt hat. Es sollen tatsächlich auch Hooligans beteiligt gewesen sein. Mit den Jungs habe ich schon ganz schlimme Erfahrungen gemacht. Damals, als ich bei Union Berlin aktiv war, hatten wir ein Match gegen BFC Dynamo und mit deren Fans ist wirklich nicht zu spaßen. Wir mussten, wenn wir aus der Kabine auf den Platz wollten, genau an der Meute vorbei.

Es fing damit an, dass wir mit Schneebällen beworfen wurden. Wir dachten zumindest, es wären nur Schneebälle, dabei waren Steine da drin.

Zur Halbzeit haben wir mit 1:0 geführt und sind noch glimpflich an den Hools vorbeigekommen. Mitte der zweiten Hälfte habe ich das 3:0 erzielt und wurde als "Ruhrpott-Kanacke" beschimpft. Ich lasse mich dann natürlich zu einer ganz blöden Geste hinreißen und zeige in Richtung des Mobs den Stinkefinger. Im Nachhinein dachte ich mir, das hätte ich besser sein lassen. Denn nach dem Schlusspfiff sind plötzlich 30 Mann über den Zaun gesprungen und wollten mir an die Wäsche. Ich muss zugeben, ich hatte Angst um mein Leben. Sechs Leute vom Sicherheitsdienst meinten direkt, ich soll sofort verschwinden. Zwei von ihnen haben mich dann durch sämtliche Seitenstraßen erst weg vom Stadion und dann wieder dorthin geführt. So bin ich dann um die sechs Kilometer vor den Hools geflüchtet und schließlich von der anderen Seite wieder in die Kabine gekommen. In dem Moment habe ich zum ersten Mal gedacht, diese Jungs kennen überhaupt keine Schmerzgrenze mehr.

An dieser Stelle muss ich auch mal eine Lanze für die Polizisten brechen. Es sind teilweise junge Leute, die sich ins Stadion stellen und die Hose voll haben, dass ja nichts passiert. Hut ab dafür, schließlich verteidigen sie mit ihrer Gesundheit den Fußballsport. Und zu allem Überfluss kassieren sie dann auch noch eine Strafe, wenn sie sich mit dem Knüppel wehren. Im Osten ist die Szene einfach brutal und dort geht es bis runter in die Landesligen. Bei unseren Auswärtsspielen waren teilweise mehr Polizisten im Block als Fans von uns. Gerade Partien gegen Sachsen Leipzig, Dynamo Dresden oder wie erwähnt BFC Dynamo hatten es immer in sich. Vom Sicherheitsaufkommen haben bei diesen Spielen immer die Alarmglocken geläutet. Von mir aus sollen sich die Gewaltbereiten doch irgendwo in einem Stadtpark treffen und sich die Köpfe einschlagen, damit habe ich kein Problem. Aber die sollen sich von Stadien fernhalten. Doch haben sie nicht die Plattform, die sie brauchen, schließlich wollen sie ihre Szenen auch noch einmal in der Zeitung oder gar im TV sehen.

Die entscheidende Frage bei diesem Thema ist doch, wie bekommt man das Ganze in den Griff? Ich befürchte fast, man kann es nicht komplett abstellen. Dafür müsste unser in vielen Bereichen zu lasches Rechstsystem überarbeitet werden. Die Politiker müssen mal langsam erkennen, dass das Gewaltpotenzial unheimlich hoch ist. Während früher mit der Faust ins Gesicht geschlagen wurde, sind heutzutage gerne auch mal Waffen im Spiel. Wenn man einen Hooligan erwischt, muss ihm die Strafe auch richtig weh tun. Anders kann man die Jungs nicht belehren.

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