Sebastian Schindzielorz, welche Gründe gaben den Ausschlag dafür, dass Sie vom norwegischen Verein IK Start zum griechischen Aufsteiger PAE Levadiakos gewechselt sind?
Ich hatte in Norwegen nur einen Vertrag bis Saisonende unterschrieben. Dort endet die Saison ja bekanntlich mit dem Kalenderjahr. Eigentlich war von Vornherein klar, dass mein Engagement in Norwegen nur eine Übergangslösung sein und dass ich meinen Kontrakt nicht verlängern würde. Rein sportlich gesehen war der Schritt eine klare Steigerung. Ich bin wirklich positiv überrascht von der fußballerischen Qualität in Griechenland.
Sind Sie mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden? Nach dem Aufstieg wird das Ziel wohl erstmal Klassenerhalt lauten. Wir stehen im unteren Mittelfeld der Tabelle und können als Aufsteiger sicher mit dem Saisonverlauf zufrieden sein. Man muss als Neuling am Anfang einer Saison immer mit Rückschlägen rechnen, zumal wir ein sehr schwieriges Auftaktprogramm mit Heimspielen gegen die großen Mannschaften wie Panathinaikos bewältigen mussten. Es ist doch in jeder Liga so, dass ein Aufsteiger erstmal die Klasse sichern möchte. Bei uns ist das nicht anders.
Hat die frühzeitige EM-Qualifikation der griechischen Nationalmannschaft nochmal für einen zusätzlichen Euphorieschub im Land sorgen können? Auf jeden Fall. Es ist ja noch nicht so lange her, dass die Griechen Europameister geworden sind. Jetzt sind sie wieder dabei und das ganze Land hofft natürlich darauf, dass die große Sensation wiederholt werden kann. Aber nicht nur das Nationalteam hat für positive Stimmung gesorgt, sondern auch das bisherige positive Abschneiden der griechischen Vereine im Europapokal. Im UEFA-Cup sind fünf griechische Mannschaften vertreten. Olympiakos Piräus verkauft sich super und gewinnt in Bremen. Allerdings sind die Stadien in Südosteuropa nicht so weit entwickelt wie in vielen anderen Ländern.
In wieweit unterscheidet sich die griechische Fußballkultur von der deutschen? In Deutschland läuft sehr viel über Disziplin und Ordnung, während die Südländer bekanntlich etwas temperamentvoller sind. Die Griechen legen mehr Wert auf technisch schönen Fußball und freuen sich über gelungene Kombinationen. Das hat auch ein wenig mit der südländischen Lebenseinstellung zu tun. Am Mittelmeer arbeitet man um zu leben. Um 2 Uhr mittags kann man dort nirgendwo einkaufen, denn die Läden sind zu und die Leute sitzen in den Cafes. In Deutschland steht die Arbeit im Vordergrund, und die meisten Leute sind sehr strebsam. Wie klappt es mit der Sprache? Speziell die griechische Schrift ist doch extrem gewöhnungsbedürftig.
Sicherlich ist es etwas schwierig, die Sprache und vor allem die Schrift zu lernen. Ich kann mich aber innerhalb des Teams sehr gut auf englisch verständigen. Mit Georgi Wassilew haben wir einen Trainer, der lange Zeit bei Union Berlin tätig war. Außerdem kommen viele Spieler aus anderen Ländern. Ich versuche mir aber trotzdem die Sprache anzueignen und denke, dass sich das auch so gehört. Schließlich möchte ich mich auch mit der Lebensweise der Leute befassen. Das ist eine Sache des Respekts. Als ich rüberging hatte ich schon ein paar Wörterbücher dabei. Nun versuche ich, im täglichen Umgang mit den Leuten dazuzulernen. Die alltäglichen Dinge beherrsche ich bereits, aber für eine ausgiebige Unterhaltung in der Landessprache reicht es noch nicht.
Dafür ist das Klima am östlichen Mittelmeer wesentlich angenehmer als in nördlicheren Gefilden Europas.
Es ist schön, wenn man im November im Mittelmeer schwimmen gehen und bei strahlendem Sonnenschein mit T-Shirt rumlaufen kann.Der Fokus liegt aber ganz klar auf dem sportlichen Bereich.
Sie haben von Kindesbeinen an für den VfL Bochum die Schuhe geschnürt. Wie intensiv verfolgen Sie die Entwicklung Ihres Ex-Clubs ?
Es hat mich gefreut, dass der VfL nach acht sieglosen Spielen wieder ein paar Siege einfahren konnte. Man sollte jetzt allerdings nicht zu sehr in Euphorie verfallen, sonst ist man ganz schnell wieder in einem Negativlauf. Ab und an telefoniere ich auch noch mit ehemaligen Kollegen. Bochum war meine Heimat und wird immer meine Heimat bleiben. Am vergangenen Länderspielwochenende habe ich hier meine Familie und meine Freundin besucht, die zwischen Revier und der Mittelmeerregion pendelt. Das hört sich so an, als würden Sie mit einer Rückkehr zum VfL liebäugeln. Ich würde schon sehr gerne wieder in der Bundesliga spielen. Da ich die Entwicklung im Ausland abwarten wollte, hatte ich auch nur einen Vertrag bis Sommer 2008 unterschrieben. Dem VfL habe ich sehr viel zu verdanken und könnte mir sehr gut vorstellen, wieder für Bochum zu spielen. Meine Qualitäten habe ich in Deutschland in meinen Augen über Jahre bewiesen, wurde dann allerdings durch eine Verletzung wieder zurückgeworfen. Die Sache ist aber jetzt seit gut einem Jahr wieder auskuriert, so dass ich körperlich keine Probleme mehr verspüre. War der Schritt vom VfL zum 1.FC Köln im Nachhinein ein Fehler? Sie waren unter Peter Neururer Stammspieler.
Im Nachhinein kann man so etwas natürlich immer leicht sagen. Man muss so eine Entscheidung aber mit Blick auf die damalige Situation analysieren. Köln war problemlos durch die 2.Liga marschiert. Für mich war der Verein damals absolut auf dem Weg nach oben. Die Zeit in Köln war eigentlich eine sehr gute. Leider kam meine Verletzung dazwischen, die mich zurückwarf. In der sportlichen Leitung hatte sich dann später auch einiges verändert, und es lief nicht mehr so gut für mich.Fakt ist, dass in Köln sehr oft schwierige Situationen entstehen. Man hat wie in diesem Jahr gute Spieler und einen guten Trainer. Dennoch läuft es sportlich trotzdem nicht wie gewünscht. Dann muss man sich fragen, ob die Gründe vielleicht nicht nur im sportlichen Bereich, sondern im Umfeld liegen.