Startseite

Die Oberliga West vor 60 Jahren
Jungens, Euch gehört der Himmel!

Die Oberliga West vor 60 Jahren
Borussia Dortmund II
Borussia Dortmund II Logo
16:30
SV Sandhausen Logo
SV Sandhausen
18+ | Erlaubt (Whitelist) | Suchtrisiko | Hilfe unter www.buwei.de | -w-

Die Oberliga West startete vor 60 Jahren im September 1947 ihren Spielbetrieb. RevierSport widmet jener legendären Fußball-Zeit eine mehrteilige Serie, in der vor allem bisher unbekannte Fotos im Vordergrund stehen werden. Über ein Jahr hat sich der Historiker Ralf Piorr intensiv mit dem über 100.000 Bilder umfassenden Nachlass des Gelsenkirchener Sportfotografen Kurt Müller beschäftigt und außergewöhnliche Aufnahmen zu Tage gefördert. All die Geschichten & Legenden, die bisher erzählt wurden, finden nun ihre „bildhafte“ Umsetzung.

Mit drei Westmeistertiteln in Folge (1948-1950) dominierte Borussia Dortmund die Liga. Nach dem Krieg hatte sich das Kraftzentrum des westdeutschen Fußballs vom Schalker Markt eindeutig zum Borsigplatz verschoben. „Ein neuer Stern ist aufgeflammt im Fußballwesten. Er leuchtet gelb wie viele Sonnen, von denen man nicht weiß, ob sie an Strahlkraft noch gewinnen oder schon als alternde verlöschen wollen. Ballspielverein Borussia 09 Dortmund, so ist sein Name, an Elbe, Isar, Spree in vieler, an Rhein und Ruhr in aller Munde“, heißt es im „Fussball-Jahrbuch 1948-49“.

Als Vater des Aufschwungs galt Dortmunds Alt-Internationaler August Lenz, Jahrgang 1910, der sich im ersten Jahr der Oberliga West auch die Torjägerkrone sicherte. Ihm nachfolgend rückten jüngere Spieler wie Max Michallek, Erich Schanko und Pat Koschmieder ins Rampenlicht. Als der BVB 1949 als erste westdeutsche Mannschaft nach dem Krieg das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft erreichte (und mit 2:3 gegen den VfR Mannheim verlor), hatte Lenz längst seinen Platz an den jüngeren Adi Preißler abgeben müssen.

Mit Dortmunds Aufschwung ging der Niedergang des FC Schalke 04 einher. Ein im Kontext der damaligen Zeit fast unglaublicher Vorgang, denn schließlich hatten die Knappen das Ruhrgebiet erst auf die deutsche Fußball-Landkarte gebracht. Aber die Routiniers Ernst Kuzorra und Fritz Szepan hatten ihren Zenit überschritten, und einen gezielten Neuaufbau hatte die Vereinsführung in der Nachkriegszeit verpasst. Am Ende der Saison 1948/49 standen die beiden Altmeister des Westens Schalke 04 und Fortuna Düsseldorf sogar auf einem Abstiegsplatz, was den Westdeutschen Fußball-Verband in eine Bredouille brachte.

Die Einführung des Vertragsfußballs stand vor der Tür, von nun an konnten Fußballer erstmals offiziell zwischen 180 und 320 Mark monatlich an Gehalt beziehen, und ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt sollte der Westen ohne die beiden Zuschauermagneten in das neue Kickerzeitalter starten? Nach wochenlangen Diskussionen beschloss der Verband die Aufstockung der Oberliga West auf 16 Vereine. „Eigentlich wären wir weg vom Fenster gewesen. Schalke 04 zweitklassig, das war damals ein ungeheuerlicher Gedanke. Und so haben wohl auch die Leute vom Verband gedacht. Jedenfalls kamen die Relegationsspiele, und wir konnten in der Oberliga bleiben“, erinnerte sich Paul Matzkowski, der 1948 von Herne nach Schalke gewechselt war, an seine erste verquere Saison bei den Königsblauen, die fast mit dem Abstieg geendet wäre.

Die Währungsreform am 23. Juni 1948 und die Einführung des Vertragsfußballs zur Saison 1949/50 beendeten die erste Phase der Oberliga West. Fortan spielten nicht nur Kontakte zu örtlichen Zechen oder zur Schwerindustrie eine Rolle, sondern eine langfristige ökonomische Planung mit Partnern gerade in der mittelständischen Wirtschaft. Das Wirtschaftswunderland kündigte sich an, und talentierte Fußballer schielten bei ihrer Vereinswahl mehr auf das Geld und gebotene Sicherheiten als auf die Stimmung in der Vereinskneipe und die Kameradschaft in der Mannschaft.

Der Vorreiter des Professionalismus kam allerdings nicht aus dem Ruhrgebiet, sondern aus dem Rheinland. Der 1. FC Köln, erst 1948 unter Initiative des visionären Geschäftsmanns Franz Kremer aus der Taufe gehoben, entwickelte sich schnell zur Avantgarde der Liga, was das Vereinsmanagement – ein bis dato vollkommen unbekannter Begriff – und Bezahlung anging. Fritz Herkenrath, im Kölner Vorort Dellbrück geboren, wechselte 1951 zum Lokalkonkurrenten. Über seinen Vertrag beim FC erzählte er folgendes: „Franz Kremer war der erste richtige Manager im Fußballgeschäft. Als ich zu ihm ins Büro kam, kriegte ich einen Vertrag über 320 DM. Das war das Höchste, was man offiziell zahlen durfte. Danach legte er mir ein anderes Blatt vor: ‚Herr Herkenrath ist zusätzlich als Jugendtrainer eingestellt mit 600 DM.’ Ich hatte keine Zeit zum Jugendtraining, da ich voll im Studium an der Sporthochschule steckte. Ich konnte diesen Vertag gar nicht erfüllen, aber das war allen klar.“

Torwartparade vor industrieller Kulisse. Länderauswahlspiel Westfalen - Bremen, 1949

Seite 1 2
Deine Reaktion zum Thema
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
Neueste Artikel