In diesen Stunden knallen die Sozialen Medien wieder durch. Der Grund: Vinko Sapina, Kapitän von Rot-Weiss Essen, wechselt den Verein. Er geht zum Essener Drittliga-Konkurrenten Dynamo Dresden.
Ein Vorgang, wie er eine Million Mal vorkommt im Jahr, wie er auch immer wieder vorkommen wird. Was sich der Spieler aber in diesen Stunden anhören muss, das geht auf keine Kuhhaut.
Es ist unterste Schublade, despektierlich, was dem Mittelfeldmann an den Kopf geschmissen wird. Jeder Fan, der jetzt mit Schmutz auf den 28-Jährigen wirft, sollte einfach mal in der Realität ankommen. Und was in dem Fall für Sapina gilt, gilt auch für alle anderen Spieler, egal bei welchem Verein sie auflaufen.
Ewige Vereinstreue, das gibt es nicht mehr. Gab es auch früher selten, heute sind die wenigsten Akteure länger als drei oder vier Jahre bei einem Arbeitgeber. Und der Spieler, der jetzt wie die Sau durchs Dorf getrieben wird, wurde vorher gefeiert, nachdem einefast identische Aktion vor dem RWE-Wechsel stattgefunden hat.
Sapina nahm damals das bessere Angebot aus Essen an, eine festgeschriebene Ablösesumme ging nach Verl. Jetzt nimmt er eine bessere Offerte aus Dresden an, nachdem RWE zustimmte und die Klubbedingungen erfüllt wurden. Die Essener kassieren ein Vielfaches von dem, was sie vor einem Jahr ausgegeben haben und der Spieler macht für sich den nächsten Schritt.
Während seiner Zeit in Essen kann man ihm kaum was vorwerfen. Im ersten halben Jahr war er bärenstark, als Kapitän hat er sich nichts zuschulden kommen lassen. Wie der Rest der Mannschaft konnte er am Ende nicht mehr wirklich überzeugen. Ihm Absicht zu unterstellen, das ist grotesk.
Grotesk sind auch die Kommentare, die er teils über sich ergehen lassen muss. Wie viele Menschen würden ihren Arbeitgeber wechseln, wenn sie woanders rund 50 Prozent mehr Gehalt bekommen würden? Vermutlich sehr viele, die dann auch keine Lust hätten, für ihre Entscheidung derart an den Pranger gestellt zu werden.
Klar, im Fußball steht man in der Öffentlichkeit. Klar, Sapina hat noch vor ein paar Monaten gesagt, er will seinen Vertrag in Essen erfüllen. Klar, als Kapitän steht man besonders im Fokus. Aber im Fußball ändern sich die Dinge, teils schnell. Und alle Spieler, die nun nach Essen kommen, die haben auch den Plan, sich zu verbessern. Die haben im Vorfeld gepokert, um den besten Vertrag zu bekommen. Die kommen nicht nur nach Essen, weil der Baldeneysee so schön ist.
Lange Rede, kurzer Sinn: Sapina hat bei RWE geliefert, nun zieht er weiter. Das muss man nicht mögen, es ist aber leider die Realität im heutigen Profisport. Wer rund 15 Jahre für seine Sportlerkarriere hat, der muss das Beste für sich rausholen. Das machen die Spieler, das machen die Vereine. Alles andere ist gelogen.