Wir möchten noch einmal die Ausgangslage betonen. Acht Spieltage vor Schluss kämpft der MSV Duisburg um das sportliche Überleben in der 3. Liga.
Der schlimme Gang in die Regionalliga West droht, alle Konkurrenten haben schon gespielt und - im Fall von Waldhof Mannheim - einen wichtigen Sieg beim BVB II in der Nachspielzeit ergattert.
Fünf Punkte betrug der Abstand vor dem Spiel in Bielefeld auf Mannheim, vier auf die Arminia. Die Duisburger können durch einen Dreier knapp ran an die Konkurrenz über dem Strich. Seit Tagen wurde erklärt, dass alle verstanden haben, was auf dem Spiel steht.
Das Ergebnis: Die Zebras waren chancenlos beim 0:2 - speziell nach der Pause kam gar nichts, was annähernd an Abstiegskampf erinnert. Keine Chancen, kein erkennbares Aufbäumen. Nur die Fans waren reif für mehr, der Rest hatte an dem Tag kein Drittliga-Niveau.
Daher gab es die schlimme Erkenntnis: Jetzt sind es nur noch sieben Spieltage um den Abstieg zu vermeiden, Mannheim und Bielefeld sind fünf und sieben Zähler weg.
Da hätte man zumindest Klartext erwartet, um vor dem heißen Derby bei Rot-Weiss Essen am Sonntag (16:30 Uhr) vielleicht noch mal den Letzten wachzurütteln, denn scheinbar verstanden haben es noch nicht alle beim MSV.
Und was kam? Larifari-Aussagen, nur Keeper Vincent Müller prangerte die Einstellung an. Beispiele gefällig? MSV-Trainer Boris Schommers sagte: "Wir brauchen uns nicht bei den Fans entschuldigen. Wir waren zum Klassenerhaltskampf auf der Bielefelder Alm. Wir haben ein Spiel verloren. Dass wir von den letzten acht Spielen nicht acht gewinnen, war uns auch klar. Wir werden in Essen ein ähnliches Gesicht zeigen, aber das Momentum auf unserer Seite haben und das 1:0 erzielen."
Man fragt sich, welche Taktik der Coach verfolgt. Natürlich gewinnt der MSV mit diesem Kader nicht alle acht Spiele. Aber es klingt, als habe er eines von vielen Spielen verloren. Nein, er hat DAS Spiel vergeigt, was Hoffnung hätte machen können.
Und in Essen ein ähnliches Gesicht zeigen? Das sollten die Duisburger tunlichst vermeiden, wollen sie gewinnen. Denn das 1:0 erzielen ist eine gute Idee, aber der Trainer hat vermutlich verdrängt, dass es die Bielefelder waren, die nach nicht mal zwei Minuten die erste Mega-Chance hatten zum 1:0, die musste schon sitzen.
Aber zurück zu den Aussagen, diesmal denen der Spieler. Niklas Kölle bilanzierte: "Jetzt steht vielleicht sogar das wichtigste Spiel der Saison an. Jetzt haben wir das Spiel in Essen, da ist es egal ob zu Hause oder auswärts. Da muss es krachen. Da brauchen wir die Prozente, die gegen Bielefeld gefehlt haben, noch einmal auf die Leistung von Saarbrücken obendrauf."
Jetzt steht vielleicht sogar das wichtigste Spiel der Saison an
Niklas Kölle
Sätze, die einen fassungslos zurücklassen. Essen das wichtigste Spiel der Saison? Ja, vielleicht vor der Spielzeit, weil die Rivalität zwischen den Fanlagern bekannt ist. Aber so eine Aussage in dieser Zeit? Das wichtigste Spiel war aktuell das in Bielefeld, hier hätte man sich gegen die Pleite stemmen müssen, hier hätte man sich Schwung holen müssen für den Schlussspurt.
Wahnsinn, denn auch Müller sprach nach seinem Klartext, dass man mit so einer Einstellung nicht nach Essen reisen müsste im Jargon der Kollegen: "Das wird uns nicht passieren. Wir wissen um die Bedeutung der Partie für uns, den Verein und die Fans. Das wird uns in die Köpfe kommen und muss uns in die Köpfe kommen, weil es ein Derby ist, da weiß jeder Bescheid."
Wusste das also vorher nicht jeder? War der kompletten Elf nicht bekannt, was droht, wenn man derart auf der Bielefelder Alm untergeht? Wie man es dreht und wendet, einem muss angst und bange werden um den MSV.
Denn es bleibt nur festzuhalten: Vielleicht konnten sie einfach nicht anders bei der Arminia. Vielleicht war der Druck zu groß, daher wählt Schommers die Light-Variante bei seiner Analyse, um nicht noch mehr auf die Mannschaft zu laden.
Wenn dem so ist, bleibt aber auch nicht viel Hoffnung. Wie bei der anderen Seite der Medaille. Wenn die Elf es jetzt noch nicht verstanden hat, was die Stunde geschlagen hat, dann wird sie es vermutlich auch nicht mehr kapieren und der MSV spielt bald in der Regionalliga.