Es war eine Szene, die schlimm aussah. Es war eine Szene, die schlimme Folgen für Felix Götze, Abwehrchef bei Rot-Weiss Essen, hätte haben können.
In der Nachspielzeit der Drittliga-Partie bei Dynamo Dresden gab es eine Ecke für die Gastgeber. In dessen Folge ging Dresdens Jakob Lemmer ohne Rücksicht auf Verluste zu Werke und traf Götze schlimm im Gesicht.
Man sah sofort, dass viel Blut floss, Götze musste ausgewechselt werden. Erinnerungen wurden wach an das Jahr 2021, als Götze zwei Kopfverletzungen innerhalb weniger Monate erlitt, bei einer wurde ein Haarriss im Schädel diagnostiziert.
Als Götze nun am Samstag mit einer Trage vom Platz getragen wurde, begleiteten ihn laute „Auf Wiedersehen“-Rufe aus dem Dynamo-Fanblock. Die Sanitäter schützten den Essener Spieler mit Regenschirmen vor Wurfgeschossen aus der Kurve.
Als „pietätlos“ und „unterste Schublade“ bezeichnete Andreas Mann, Kommentator beim übertragenden Sender Magenta Sport, die Rufe der Dynamo-Anhängerschaft.
Kurze Zeit später gab es die beste Nachricht des Tages aus Sicht der Essener und des Spielers. Denn es konnte Entwarnung gegeben werden, Götze hat keine schlimmere Verletzung davongetragen.
Gestern habe ich das erste Mal in meiner Fußballkarriere geweint. Nicht vor Schmerzen, sondern weil es erniedrigend war, mit blutendem Gesicht und unter Schock beleidigt, bespuckt und beworfen zu werden
Felix Götze
Am Sonntagabend meldete er sich dann via Instgram zu Wort, um sich zu den schlimmen Entgleisungen von Teilen des Publikums zu äußern. Götze machte aus seinem Herzen keine Mördergrube und schrieb: "Vielen Dank für all eure Nachrichten gestern! Ein großes Dankeschön auch an alle Betreuer und Ärzte, die mich gestern in Dresden versorgt haben. Eine Sache liegt mir aber auf dem Herzen, die ich hier einfach loswerden muss… Gestern habe ich das erste Mal in meiner Fußballkarriere geweint. Nicht vor Schmerzen, sondern weil es erniedrigend war, mit blutendem Gesicht und unter Schock beleidigt, bespuckt und beworfen zu werden. Es gibt Grenzen und die wurden gestern leider überschritten."
Man stellt sich immer wieder die Frage, was in diesen Menschen vorgeht, bei denen selbst in solchen Momenten Hass und Verachtung die Oberhand gewinnen. Zur Vollständigkeit sei gesagt, es gab auch Applaus für Götze, vor allem von den Nicht-Stehtribünen.
Götze erklärte weiter: "Ich liebe diesen Sport und ich schätze alle Fans, denn ohne euch wäre der Fußball nicht das, was er ist. Bitte bleibt so voller Emotionen und mit diesem Feuer dabei. ABER, bei allen Emotionen dürfen gewisse Grenzen einfach nicht überschritten werden - das war gestern leider der Fall. In jedem Trikot, das unten auf dem Rasen getragen wird, steckt ein Mensch!"