Bernard Dietz wählte einen guten Tag, um einen ersten Eindruck von der teils erneuerten Mannschaft des MSV Duisburg zu gewinnen. Beim Vorbereitungsturnier im eigenen Stadion am vergangenen Sonntag wurde die 74 Jahre alte Vereinslegende auf dem Rasen mit dem "Guardian of Tradition"-Award ausgezeichnet. Daran angeschlossen verfolgte Dietz die beiden Auftritte seines Klubs. Gegen die Erstligisten Athletic Bilbao (1:1) und Borussia Mönchengladbach (0:1) über jeweils 45 Minuten tankte der MSV frisches Selbstvertrauen.
Und das genau zur rechten Zeit vor dem Liga-Start beim VfL Osnabrück am Freitag (19 Uhr), nachdem die vorigen Testpartien eher ernüchternde Resultate hervorgebracht hatten. Auch Dietz hätten die Auftritte der Meidericher beim Turnier "gut gefallen". Ein Urteil über den Kader und die Neuzugänge möchte sich der langjährige MSV-Verteidiger (1970 bis 1982) zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht erlauben. "Aber ich hoffe natürlich, dass die Mannschaft es besser macht als in den letzten zwei Jahren. Die Leidenszeit soll endlich ein Ende haben, das wünsche ich dem MSV von Herzen."
Doch wie soll das gelingen? Trainer Torsten Ziegner muss die Wende weitestgehend mit dem bestehenden Personal einleiten, ein radikaler Umbruch blieb aufgrund vieler noch laufender Verträge aus. Neun Spieler haben den Verein verlassen, sieben Profis hat Sport-Geschäftsführer Ralf Heskamp bisher neu verpflichtet. Das Hauptaugenmerk lag dabei vor allem auf der in den letzten beiden Jahren viel zu löchrigen Defensive. Allen voran Sebastian Mai (kam von Dynamo Dresden) soll der Gegentorflut als neuer Abwehrchef ein Ende bereiten.
MSV Duisburg: Dietz freut sich auf das Derby gegen RWE
Dietz empfiehlt darüber hinaus einen psychologischen Kniff: "Das Wort Abstiegskampf sollte überhaupt nicht in den Mund genommen werden, das sorgt nur für negative Gedanken. Die Mannschaft sollte mit einer breiten Brust in die Saison gehen. Sie müssen an ihre Stärken glauben und es muss weniger über die Schwächen gesprochen werden." Er glaubt: "Wenn die Spieler alles geben, werden das die Fans honorieren, auch wenn man mal einen schlechten Tag erwischt." Wichtig sei es vor allem, gut in die Saison zu finden: "Mit Erfolgen zum Start kann die Mannschaft eine gute Basis in der Tabelle schaffen und schneller zusammenwachsen."
Doch gleich zu Beginn liegen knifflige Aufgaben auf dem Weg des MSV. Zunächst das Gastspiel beim VfL Osnabrück, der in der Saison ein Wörtchen um die obersten Plätze mitreden möchte. Dann das Heimderby gegen Aufsteiger Rot-Weiss Essen (5. August).
Ein Auftakt als große Chance. Aber eben auch als großes Risiko. "Die Gegner können wir uns eh nicht aussuchen. Wenn der Starschuss fällt, müssen wir da sein", weiß Dietz. Der 495-fache Bundesliga-Spieler freut sich besonders auf das Duell mit RWE: "Wenn Rot-Weiss Essen kommt, wird die Bude brennen. Für solche Spiele haben wir doch so ein ein tolles Stadion. Was willst du denn mehr als Fußballer?"