Ausgangslage: Der MSV Duisburg ist am vergangenen Spieltag durch die Ausrufezeichen der Konkurrenz bis auf den vorletzten Tabellenplatz der 3. Liga abgerutscht. An der Wedau herrscht Alarmstimmung und Überlebenskampf. Umso wichtiger wurde das Heimspiel gegen Viktoria Berlin. Nach zuvor fünf Spielen ohne Sieg hat der Liga-Neuling in der Vorwoche mit 2:1 gegen Mitaufsteiger Borussia Dortmund gewonnen, mischt damit weiter ganz oben mit und liegt auf Tuchfühlung zu den Aufstiegsplätzen. Tabellenregionen, von denen die Zebras derzeit nur träumen können.
Schmidt bringt Fleckstein: In seiner Viererkette hat Hagen Schmidt seit seinem Amtsantritt beim MSV schon viel ausprobiert. Am Samstag überraschte der Trainer mit Tobias Fleckstein (erstes Drittligaspiel in dieser Saison), der etwas überraschend von Beginn an neben dem gesetzten Oliver Steurer in der Innenverteidigung auflief. Vincent Gembalies (krank) und Dominic Volkmer (Knieprobleme) standen nicht zur Verfügung. Zudem bot Schmidt am Samstag seine volle Offensive auf. Neben Topscorer Orhan Ademi durfte auch Aziz Bouhaddouz mal wieder von Beginn an ran. Der Marokkaner sollte zu einem ganz wichtigen Faktor am Wochenende werden. Es war sein erster Startelfeinsatz seit dem 3:2-Heimsieg gegen Braunschweig am 18. September.
Munterer Auftakt: Die Gäste erarbeiteten sich kurz nach Anpfiff ein spielerisches Übergewicht und kamen schon in den ersten Minuten öfter gefährlich vor das Tor von Leo Weinkauf. Duisburg suchte nach Zugriff und zündete einen frühen Konter über Orhan Ademi und Bouhaddouz, der mit dem Außenrist stark in den freien Raum zu Marlon Frey passte. Der Mittelfeldmann scheiterte aus gut 20 Metern am linken Außenpfosten (7.). Die Gastgeber waren fortan in der Partie, hatten es nach einer Viertelstunde allerdings ihrem Keeper zu verdanken, dass weiterhin die Null auf der Anzeigetafel stand. Erst lenkte Soufian Benyamina einen Ball kurz vor dem MSV-Gehäuse gefährlich ab, dann zwang Lucas Falcao Weinkauf mit einem Kopfball zu einer starken Parade.
Schiri Bokop polarisiert: Unnötige Unruhe brachte Schiedsrichter Franz Bokop nach einer guten halben Stunde in die Partie, als er drei Duisburger innerhalb weniger Augenblick verwarnte. Zum Ärger der Anhänger zückte der wenig Fingerspitzengefühl beweisende Unparteiische extrem schnell seine Karten und zeigte bei seinen Entscheidungen eine harte, aber klare Linie. Als Patrick Kapp kurz vor der Pause verletzungsbedingt auf dem Boden lag, spielte der MSV einfach weiter und vergab durch Moritz Stoppkamp seine beste Gelegenheit im ersten Durchgang.
Viktoria: Krahl; Lewald, Benyamina (62. Yilmaz), Küc (77. Ogbaidze), Falcao (77. Kayo), Kapp, Gunte, Becker, Jopek, Pinckert, Menz (55. Beyreuther).
Schiedsrichter: Franz Bokop
Zuschauer: 7.575
Gelbe Karten: Menz (25.), Bouhaddouz (28.), Pusch (29.), Bretschneider (34.), Benyamina (49.), Becker (65.), Stoppelkamp (77.).
Gelb-Rote Karte: Menz (56.)
Rote Karte: Kapp (56.)
Tor: 1:0 Bouhaddouz (52.)
Bouhaddouz hat leichtes Spiel: Nach 52 Minuten brach unter den 7.575 anwesenden Zuschauern in der Schauinsland-Reisen-Arena (darunter eine Hand voll aus der Bundeshauptstadt) großer Jubel aus. Nach einer kurz ausgeführten Stoppelkamp-Ecke fand Kolja Pusch mit seiner Flanke den Kopf von Bouhaddouz, der gekonnt hochstieg und zur Führung ins linke untere Eck einnickte (52.)
Doppel-Rot: Duisburg spielte das 1:0 natürlich in die Karten. Kurz nach seinem Treffer wurde Bouhaddouz nach starker Balleroberung in Nähe des linken Strafraumecks von Wolfgang Kapp umgetreten. Eine klare Notbremse und zurecht Rot. Der kurz zuvor ausgewechselte Christoph Menz sah auf der Bank wegen lautstarken Reklamierens noch die Ampelkarte.
Schwacher Elfer: Die Hausherren hatten einige gute Chancen auf die Vorentscheidung. Die beste vergab der Kapitän kläglich. Yannis Becker zog Duisburgs Mann des Spiels, Bouhaddouz, im Sechzehner zu Boden. Keine Zweifel, ein klarer Strafstoß. Doch Stoppelkamp schoss halbhoch ins rechte Eck. Julian Krahl, der ohnehin einen Sahnetag erwischte, hatte diese geahnt (66.). Am Ende retteten die Meidericher den knappen Vorsprung über die Zeit.
Ausblick: Die Zebras haben im dritten Spiel den ersten Sieg unter ihrem neuen Trainer eingefahren und sich im Abstiegskampf der 3. Liga zurückgemeldet. Es war ein ganz wichtiger, da Havelse und Freiburg ebenfalls dreifach punkteten. Für den MSV, der weiter unter dem Strich steht, geht es in der Länderspielpause am kommenden Samstag (13.30 Uhr) mit der Drittrundenbegegnung im Niederrheinpokal beim Landesligisten SV Sonsbeck weiter. Eine Woche später führt die Reise ins Grünwalder Stadion zum TSV 1860 München.