Einen eigenen Zettel mit den Vorwürfen hätte er sogar mit auf die Bühne gebracht, sagte Duisburgs Sportdirektor Ivo Grlic während seiner Rede. Merklich steht der langjährige Verantwortliche des MSV Duisburg unter Druck. Schon als er auf der Mitgliederversammlung am Dienstagabend um 20:32 Uhr die Bühne betreten hatte, wurde er begleitet von Pfiffen und Pfui-Rufen anwesender Mitglieder. Und so ging er zumindest teilweise auf die Kritik ein, die aufgrund der erneut miesen sportlichen Lage entstanden war, ein.
Grlic hat die Causa Lettieri "unterschätzt"
Den größten Zeitrahmen nahm dabei die Rückholaktion von Gino Lettieri nach Duisburg ein. Vor rund elf Monaten hatte Grlic den heutigen Co-Trainer von Ex-RWE-Coach Argirios Giannikis beim griechischen Spitzenklub AEK Athen zu den Zebras zurückgeholt. „Wir sind aufgestiegen, er hat sich nichts zu Schulden kommen lassen und hat sich als Mitarbeiter sehr gut verhalten. Er hat es damals akzeptiert und respektiert, als wir ihn beurlaubt haben, obwohl wir damals mehr als zehn Spieler nicht zur Verfügung hatten“, begründete er. „Ich habe die Wahrnehmung unterschätzt. Ich habe gedacht, er kann uns helfen.“
Schon der Empfang der Fans sei negativ gewesen, meinte Grlic. Der Trainer und Mensch Gino Lettieri habe nie eine Chance erhalten. Auch wenn er sich bewusst war, dass der Fußball unter dem Schweizer nicht der ansehnlichste gewesen sei. Immerhin erfolgreich sei er damals gewesen. Das Ende ist bekannt. Nach nicht einmal zweieinhalb Monaten, respektive zwölf Spielen musste Lettieri gehen und der vergangene Woche geschasste Pavel Dotchev hatte die Duisburger zum Klassenerhalt geführt.
Grlic glaubt an einstelligen Tabellenplatz
Auch über dessen Trennung sprach Grlic vor den anwesenden Mitgliedern. „Ich glaube, auch weil er drei Jahre am Stück durchgearbeitet hat, dass er ein Stück weit müde war. Wenn man immer gegen den Abstieg spielt, braucht man als Trainer sehr viel Energie.“
Von der von ihm zusammengestellten Mannschaft sei Grlic aber nach wie vor überzeugt. Sie habe das Potenzial, am Saisonende einen einstelligen Tabellenplatz zu belegen. Es gelte, einen Trainer zu suchen, der die Mannschaft entwickeln und wieder in die Spur bringen kann. Ein möglicher Name kursiert aktuell noch nicht.