Das war für die MSV-Fans kein Spiel, wie jedes andere. Im ersten Heimspiel nach dem plötzlichen Tod von Vereinslegende und dem langjährigen Stadionsprecher Michael Tönnies ging es im Spitzenspiel der 3. Liga um wichtige Punkte im Kampf um den Aufstieg. Der Tabellenführer empfing seinen direkten Verfolger, den VfL Osnabrück. Mit gemischten Gefühlen ging es also in die Partie, die von Beginn an Topspiel-Charakter zu bieten hatte.
Nur 90 Sekunden dauerte es, bis der Ball zum ersten Mal im Tor einschlug. Vor der Duisburger Nordkurve jubelten aber nicht die Gastgeber, sondern die Osnabrücker. Durch ein Traumtor von Kwasi Wriedt, der den Ball aus 18 Metern in den Winkel schoss, lag der MSV bereits früh zurück. Da hatten die „Zebras“ dem VfL-Torjäger schlichtweg zu viel Platz gelassen. Generell eine Schwäche des Tabellenführers in der ersten Halbzeit. Immer wieder fanden die Gäste Lücken in der Duisburger Hintermannschaft und mit etwas mehr Konsequenz hätte die Führung noch höher ausfallen können. Doch erst die Latte (35.) und kurz darauf MSV-Keeper Mark Flekken mit einem Weltklasse-Reflex verhinderten Schlimmeres. Der Spitzenreiter selbst konnte nur selten für Gefahr sorgen, die Doppelspitze Simon Brandstetter/Zlatko Janjic blieb im ersten Durchgang glück- und erfolgslos. Die beste Chance vergab Fabian Schnellhardt mit einem Distanzschuss, der knapp über das Lattenkreuz flog (14.).
Nach einigen Pfiffen der Fans reagierte MSV-Trainer Ilia Gruev zur Halbzeit und brachte Kingsley Onuegbu für Ahmet Engin. Gegen die ballsicheren und spielfreudigen Gäste sollte nun mehr Druck auf die Abwehr ausgeübt werden, was aber einige Minuten dauerte. Aus dem Spiel heraus ging weiterhin nicht viel, so musste ein Standard herhalten. Innenverteidiger Dustin Bomheuer stieg nach einem Freistoß am höchsten und nickte den Ball per Kopf zum Ausgleich ein (55.). Mit den rund 15000 Fans im Rücken, die für eine passende Atmosphäre sorgten, wurde der MSV in der Folge mutiger. Umkämpft ging es zur Sache, mit vielen Zweikämpfen im Mittelfeld und (fairen) Fouls. Osnabrück hatte nicht mehr viel entgegenzusetzen und war mit der Abwehrarbeit beschäftigt. Ein Genie-Streich von Kingsley Onuegbu ließ den Lärmpegel in der Schauinslandreisen-Arena hochschnellen. Nach einem Einwurf nahm der Eingewechselte den Ball an, drehte sich schnell, schloss ab und traf ins lange Eck zum 2:1 (72.).
Die Osnabrücker hingegen hatte kaum noch etwas zu melden, die Angriffe verliefen im Sande – oder besser: Auf dem durchpflügten Rasen. Wie ausgewechselt spielten die „Zebras“ in der zweiten Hälfte. Mit viel mehr Druck, mehr Ordnung in der Abwehr und Konsequenz im Angriffsspiel. Einzig die Chancenauswertung ließ zu wünschen übrig, weshalb die Partie bis zum Schluss – zumindest ergebnistechnisch – offen blieb.
Als die reguläre Spielzeit abgelaufen war, stieg die Stimmung bis zum Siedepunkt. Doch nur wenige Augenblicke später gerieten die MSV-Fans in Schock-Starre – wie eingefroren. Osnabrücks Marc Heider kam im Strafraum an den Ball, zog ab und traf zum 2:2! Torwart Flekken hatte keine Chance, der Ball wurde von seinem Innenverteidiger unhaltbar abgefälscht.
Nach dem Abpfiff war die Enttäuschung dementsprechend groß. „Das war ganz, ganz bitter für uns“, ärgerte sich Duisburgs Kingsley Onuegbu. Und auch sein Kollege aus der Innenverteidigung, Thomas Blomeyer, schüttelte mit dem Kopf: „Es ist wirklich schade. Wir haben einen richtig guten Einsatz gezeigt.“