Es mutet zunächst schon seltsam an, wenn ein Fußball-Drittligist 367 Jahre nach dem Friedensschluss diesen ersten Vernichtungskrieg in der Geschichte der Menschheit dazu nutzt, auf das heute stattfindende Derby gegen den VfL Osnabrück hinzuweisen. Die Preußen aus Münster beziehen sich dabei natürlich auf den Westfälischen Frieden, dessen Abschluss damals nicht nur in beiden Städten getroffen wurde, sondern auch bis in die heutige Zeit große Bedeutung für Münster und Osnabrück hat.
Brisantes Derby
Blickt man auf die Historie des traditionsreichen Derbys zwischen den schwarz-weiß-grünen Preußen und den lila-weißen Osnabrückern, dann findet man auch den ein oder anderen Konflikt, der auf dem Fußballplatz und im Stadion ausgetragen wurde. Nicht selten gab es grobe Ausschreitungen. Vor wenigen Jahren griff ein Preußen-Fan beim Aufeinandertreffen in Osnabrück mit einem selbstgebastelten Sprengkörper Polizisten und Fans an und wurde für diese Tat zu fünf Jahren Haft verurteilt. Auch grobe Unsportlichkeiten wie das rüde Foul von Münsters Amaury Bischoff vor knapp einem Jahr gegen Osnabrücks Tom Merkens, der sich bis heute nicht von diesem Tritt erholt hat, blieben in Erinnerung.
Dass auf beiden Seiten zahlreiche Spieler im Aufgebot sein werden, die auch schon die Schuhe für den Konkurrenten geschnürrt haben, trägt ebenso wenig zur Beruhigung bei. Gleichwohl soll all jene Brisanz heute ein Ende haben, denn wenn um 14 Uhr der Tabellenzweite Preußen Münster gegen den Achten Osnabrück antritt, steht die Partie unter dem Motto "Westfälischer Friede - gemeinsam gegen Gewalt". Das Hochrisikospiel wird von einem großen Polizeiaufgebot abgesichert und beide Vereine wollen Ausschreitungen unbedingt verhindern. "Diese Aktion ist eine sinnvolle Ergänzung zu den umfangreichen organisatorischen Sicherheitsmaßnahmen, die durch die beteiligten Vereine, Polizei, Ordnungskräfte sowie zahlreiche weitere Beteiligte im präventiven Rahmen geleistet wird", freut sich Hendrik Große Lefert, Sicherheitsbeauftragter des DFB.
Hält der Friede in Westfalen?
Die Kontrahenten blicken dem Derby, das im Münsterland traditionell als noch bedeutender eingeschätzt wird, als die Spiele gegen den ebenfalls ungeliebten Konkurrenten aus Bielefeld, gespannt entgegen. Der kurzzeitige Flirt der Preußen mit Ex-Spielmacher Massimo Ornatelli, der aber beim VfL Osnabrück bleibt, sorgte für leichten Unmut im Vorfeld. Sportlich wollen die Münsteraner ihren Anspruch auf einen Aufstiegsplatz festigen. "Wir gehen mit den drei Punkten aus dem Dresden-Spiel hoffnungsvoll ins Derby gegen Osnabrück", betont Winter-Neuzugang Thorsten Schulz. Beide Vereine sind sich ihrer Verantwortung für einen friedlichen Tag an der Hammer Straße bewusst.