Mit einem eingebauten Defibrillator will der Stürmer, bei dem vor 16 Monaten eine Herzmuskelentzündung diagnostiziert worden war, an diesem Wochenende auf den Platz zurückkehren. «20 bis 30 Minuten wären für mich schon unglaublich», sagte Engelbrecht am Donnerstag. «Eigentlich ist es sowieso Wahnsinn, dass ich schon wieder so weit bin.» Bis zu einer halben Stunde traut ihm sein Trainer Horst Steffen auch zu - was allein schon an ein Wunder grenzt.
Herzschaden wird ihn ein Leben kang begleiten
Obwohl Engelbrecht mit einem bleibenden Herzschaden leben muss, soll der 24-Jährige am Samstag im Kader der Kickers für das Viertelfinalspiel im württembergischen Pokal beim FV Ravensburg stehen. Möglicherweise wird er auch am Sonntag im Oberliga-Team der «Blauen» gegen den FSV Hollenbach dabei sein.
«Ich kann wieder normal leben. Aber die Angst ist weiterhin da. Die beste Therapie ist, jeden Tag im Training zu sehen, dass es geht», erklärte Engelbrecht, der sich seit der Sommervorbereitung an die Mannschaft herangekämpft hat. «Jetzt will ich der erste Deutsche sein, der mit eingebautem Defibrillator aufläuft.» Er soll ihm im Notfall das Leben retten.
Noch vor rund einem Jahr drohte «Engel», wie er auch genannt wird, das Karriere-Aus: Denn nachdem die Entzündung am Herz abgeklungen war, blieb ein irreparabler Schaden zurück. Engelbrecht wanderte von Arzt zu Arzt auf der Suche nach einer Lösung, wieder professionell Fußball spielen zu können. «Das ist mein größter Traum, dafür würde ich alles tun», sagte der Angreifer damals wie heute.
Vier Herz-Operationen wegen Rhythmusstörungen
Am 20. Juli 2013 war der gerade vom VfL Bochum verpflichtete Hoffnungsträger gegen den FC Rot-Weiß Erfurt zusammengebrochen. «Die Szene habe ich jeden Tag im Kopf, die werde ich auch nicht mehr rauskriegen», erzählte Engelbrecht. Es folgten bittere Diagnosen und vier operative Eingriffe am Herz. Erst beim letzten gelang es, die Herzrhythmusstörungen zu beheben. «Im Vergleich zu vor einem Jahr fühle ich mich jetzt gesund. Die Ärzte haben mir die Sportfreigabe erteilt. Eigentlich dürfte nichts mehr passieren», sagte er nun.
Wenn doch, springt der eingebaute Lebensretter neben seinem Herzen ein. Eine abnehmbare Metallplatte auf der Brust, größer als eine Hand, soll den Defibrillator bei Spielen vor Schlägen und den Profi vor Schmerzen schützen. Die Batterie im Gerät hält fünf bis zehn Jahre lang. Zudem übermittelt jeden Abend ein sogenannter Router neben Engelbrechts Bett seine Vitaldaten direkt ins Krankenhaus.
«Ich habe meine Gesundheit viel mehr zu schätzen gelernt. Ich sehe bestimmte Dinge wie eine Verletzung nicht mehr so schlimm wie früher», erklärte Engelbrecht. Auch wenn er die Vergangenheit noch nicht ausblenden kann: Sein Blick geht nach vorne.