Natürlich hatte sich der Aufsteiger in die 3. Fußball-Liga nicht den Nationalspieler aus Leverkusen geangelt, sondern einen eher durchschnittlich veranlagten Kicker aus Trier. Diese Art Größenwahn hätte nicht zum Kultclub aus dem Kölner Süden gepasst, der neben der SG Sonnenhof Großaspach und dem FSV Mainz 05 II neu in der Liga ist.
"Was wir in den vergangenen Jahren entwickelt haben, ist enorm. Trotzdem bleiben wir ein familiärer Verein. Wir müssen uns noch immer mehr bemühen als andere Clubs", sagt Präsident Klaus Ulonska. Mit Investor Michael Schwetje leitet der 72-Jährige den Traditionsverein, der in der Domstadt im Schatten des 1. FC Köln steht.
Bis in die Verbandsliga war die fast insolvente Fortuna in der Saison 2005/06 abgestürzt, als Ulonska übernahm. Da war die erfolgreiche Vergangenheit erst fünf Jahre her. Unter Mäzen Jean Löring hatte der Club 26 Jahre in der 2. Bundesliga gespielt. Dort soll es wieder hingehen, aber bitte sachte.
Denn schon bei verpasstem Aufstieg in die 3. Liga hätte der Ausstieg von Internetunternehmer Schwetje und damit ein neues Finanzloch gedroht. "Wir haben nahezu mit dem Messer an der Kehle gespielt", sagt Trainer Uwe Koschinat, der neben Bender bisher noch acht weitere neue Spieler bekam. Koschinat will vor allem "die enorme Emotionalität am Köcheln halten" und so den Klassenerhalt schaffen.
Zum Auftakt am Sonntag muss Köln bei Großaspach ran. Dort geht es, der Name lässt es vermuten, alles etwas gediegener zu. Der Emporkömmling aus dem Neckarbecken stürzt sich sogar größtenteils mit Freizeitkickern in das Abenteuer 3. Liga. "Wir sind ein Dorfverein mit guten Bedingungen, können aber keine großen Summen zahlen", sagt Martin Cimander. Der Innenverteidiger ist seit 14 Jahren dabei und arbeitet wöchentlich 35 Stunden bei einem Automobilzulieferer.
Verstärkt hat sich der Club nur punktuell. Damit sind sie in den vergangenen Jahren schon gut gefahren. Gerade mal fünf neue Spieler kamen, Josip Landeka ist der bekannteste. Der Kroate war vergangene Saison mit Darmstadt aufgestiegen.
Obwohl die Mannschaft von Erfolgstrainer Rüdiger Rehm das Hotel Sonnenhof im Namen trägt, ist sie kein Marketing-Produkt à la RB Leipzig. Vielmehr waren es in den 70er Jahren Angestellte des Hotels, die mit der Gründung einer Freizeitmannschaft den Grundstein des heutigen Erfolgs legten. Der "Sonnenhof" dürfte vielmehr als zu Hause von Andrea Berg bekannt sein. Der Schlagerstar lebt dort mit Ehemann Ulrich Ferber, Besitzer des Hotels und Mäzen des Clubs.
Ein Buch mit sieben Siegeln ist die zweite Mannschaft des FSV Mainz 05, die sich in der Relegation gegen die TSG Neustrelitz unerwartet deutlich durchsetzte. Auf ein durchaus mögliches Unterschätzen setzt das Team von Trainer Martin Schmidt, der mit einer Mannschaft der fast Namenlosen setzt. "In Sachen Zweikampfhärte, Einsatz und auch in fußballerischen Inhalten sind wir bereit für den ersten Spieltag der Liga", bemerkt der Coach. Die Mainzer treffen da auf Zweitliga-Absteiger Arminia Bielefeld.