Sowohl die Partien gegen die niederländischen Ehrendivisionäre Ado Den Haag (1:0) und Heracles Almelo (3:1) als auch den Vergleich mit dem belgischen Erstligisten RAEC Mons (3:2) entschieden die Adlerträger für sich.
Spanisches Kuriositätenkabinett
Verbunden waren zwei der drei Spiele mit erheblichen Anfangsschwierigkeiten - bereits vor dem Anpfiff. Beim Testspielauftakt gegen Den Haag tauchte das spanische Schiedsrichtergespann nicht auf, so dass ein niederländischer Betreuer den Unparteiischen mimte. Dieser führte die Seitenwahl eher unkonventionell mit seinem Handy aus, das Gerät fiel auf die Tastatur und die Adlerträger hatten Anstoß. Kurios gestaltete sich auch der Vorlauf zur dritten Testbegegnung gegen Mons. Zunächst wurde das Spiel, das ursprünglich in Marbella stattfinden sollte, wegen schlechter Platzverhältnisse kurzfristig nach Estepona verlegt. Weil aber die Fahnen der spanischen Schiedsrichterassistenten vor dem Anpfiff von Langfingern stibitzt worden waren, musste die Partie mit fünfzehnminütiger Verzögerung und mit aus den Eckfahnen neu zusammengebastelten Assistentenfahnen angepfiffen werden.
Gleichwohl zeigten die Preußen in den Testspiel gegen sämtlich höherklassige Konkurrenz auf sportlichem Wege, dass sie ihre aufsteigende Form mit zwölf Punkten aus den letzten sechs Drittligaspielen auch im zweiten Saisonabschnitt fortführen wollen. Der SCP ist seit sechs Spielen ungeschlagen und blickt nach Abschluss des Trainingslagers mit breiter Brust auf die Auftaktpartie gegen RW Erfurt. Daran nicht unbeteiligt sind sicherlich auch die beiden Winterneuzugänge Marco Pischorn (zuletzt SV Sandhausen) und Soufian Benyamina (aus Dresden ausgeliehen). Insbesondere Pischorn zeigte im Gespann mit Dominik Schmidt oder Simon Scherder in der Innenverteidigung schon starke Leistungen. "Die Mannschaft hat ein riesiges Potential, der Verein ist gut aufgestellt und mein Anspruch ist, noch mal das Maximale rauszuholen", sagt Pischorn. Der Abwehrhüne soll dabei mithelfen, die teilweise vogelwilde Defensivreihe der Münsteraner Hinserie wieder in ein stabiles Abwehrbollwerk zu verwandeln.
Systemwechsel angestrebt
Anders sind die Vorzeichen bei Benyamina, der in der Offensive zu Hause ist. Gemeinsam mit Sturmführer Matthew Taylor soll er nach dem angestrebten und bereits eingeleiteten Systemwechsel im 4-4-2 für Torgefahr sorgen. "Es waren einige Anfragen für mich da, aber ich habe mich für Münster entschieden, weil ich sehr gute Gespräche mit dem Trainer (Ralf Loose, Anm. d. Red.) und Carsten Gockel (Sportvorstand beim SCP, Anm. d. Red.) hatte. Ich kenne die Mannschaft aus der 3. Liga und weiß, welches Potential hier drin steckt und welche Qualität die Spieler haben", freut sich der 23-Jährige auf die neue Aufgabe. Pünktlich zum Antritt seines Engagements beim SC Preußen muss sich der Stürmer mit einem neuen Kapitän auseinandersetzen, denn der jahrelang als Spielführer tätige Stefan Kühne hat sein Amt abgegeben.
Kapitänswechsel vollzogen
Jens Truckenbrod hat die Spielführerbinde vom scheidenden Kühne übernommen. Bereits vor dem Trainingslager in Estepona hatten die Beteiligten zusammengefunden, nun ist Jens Truckenbrod der Kapitän, Angreifer Matthew Taylor der Stellvertreter und Kühne verbleibt im Mannschaftsrat. "Natürlich war ich gerne Kapitän dieser Mannschaft, aber ich habe in den letzten Monaten auch gemerkt, wie schwierig es ist, diese Rolle auszufüllen, wenn man als Kapitän nicht auf dem Platz steht. Deswegen ist es auch aus meiner Sicht besser, wenn Jens die Binde übernimmt", erklärte Kühne seine Beweggründe.
Der 33-Jährige war schon unter Pavel Dotchev nicht mehr erste Wahl und hat auch unter Ralf Loose keinen leichten Stand. Kühne, dessen Vertrag am Ende der Saison ausläuft, steht vor einer noch ungewissen Zukunft beim SC Preußen und könnte sich durchaus im Sommer verändern. Das ist auch bei Trainer Ralf Loose und Co-Trainer und Preußen-Fanliebling Babacar "Baba" N Diaye nicht ausgeschlossen, denn die Arbeitspapiere des Trainergespanns enden ebenfalls im Sommer. "Meine Arbeit müssen andere beurteilen und dann werden sicher auch Gespräche geführt", sieht Loose aber keine Eile geboten. Kämpft sich der SCP weiterhin erfolgreich aus dem Abstiegssumpf nach oben, steht einer Vertragsverlängerung sicherlich nichts im Wege.