Es ist ja nicht so, als würde der Liganeuling durch die Decke schießen, mit Platz 9 und 12:12 Toren finden sich die 07er gerade noch in der oberen Tabellenhälfte wieder. Zwar starteten mit Holstein Kiel und RB Leipzig auch die beiden anderen Aufsteiger sehr positiv in die Saison, das Team aus dem hohen Norden, das nach anfänglichem Höhenflug inzwischen seit dem 6. Spieltag nicht mehr gewinnen konnte, war von Experten nicht in der Riege der abstiegsbedrohten Drittligisten erwartet worden. Ebenso wie auch die finanziell äußerst potenten Sachsen.
Die Sportvereinigung aus der 13.000-Seelen-Gemeinde Spriesen-Elversberg zwischen Homburg und Saarbrücken dagegen war in Deutschland nur den Wenigsten ein Begriff. Schließlich stellt der Verein erstmals in seiner über 100-jährigen Geschichte ein Team im Profifußball. Ein Gesicht, das mit diesem Erfolg verknüpft war, ist Jens Kiefer, der Trainer, unter dem die Sensation gelang. Doch nach vier Spielen verkündete der 38-Jährige wegen der hohen Belastung durch den parallel besuchten Fußballlehrer-Lehrgang überraschend seinen Abschied - setzte sich aber nochmal für ein Spiel auf die Bank und gab der Vereinsführung so genügend Zeit, einen Nachfolger zu finden.
Empfohlen von DFB-Chefausbilder Frank Wormuth
Keine zwei Wochen später hatte Elversberg einen neuen Trainer, seines Zeichens ebenso Neuling im Profifußball wie der Verein selbst. Allerdings nur, was den Job an der Seitenlinie betrifft. Denn Dietmar Hirsch kann auf eine lange Karriere als Fußballprofi zurückblicken. Nahezu 200 Spiele absolvierte er in der ersten und zweiten Liga für den MSV Duisburg, darüber hinaus kamen nochmal jeweils über 20 Einsätze für Bayer Uerdingen und Borussia Mönchengladbach sowie über 40 für Hansa Rostock. Als Trainer hingegen arbeitete er bisher nur für den FC Sylt und den SV Schackendorf in der Schleswig-Holstein-Liga. Anschließend machte der aus Viersen stammende Hirsch seinen Fußballlehrer-Schein - und über die dort geknüpften Kontakte kam er auch an den Job beim oft als "Dorfverein" bezeichneten Klub in Elversberg. "Der Verein hat beim DFB nachgefragt, ob sie ihnen einen jungen Trainer empfehlen könnten. Das scheint eine übliche Praxis zu sein. Frank Wortmuth hat mich dann angerufen und gefragt, ob er meine Unterlagen weiterleiten darf", berichtet der 41-Jährige.
"Es ist mir egal, ob ich erste oder fünfte Wahl war"
Später rief ihn dann auch noch Elversbergs Sportdirektor Roland Benscheider an und dann ging alles ganz schnell: "Es ist mir auch egal, ob ich erste oder fünfte Wahl war. Diese Aufgabe ist meine Chance, und die will ich nutzen - mit allem, was ich habe." Daher werde er sich ganz sicher nicht über die enorme Belastung beschweren, die das Trainerdasein im Profifußball mit sich bringt. "Wir arbeiten nunmal alle rund um die Uhr, denn das ist ein full-time-Job. Natürlich muss man vor Überlastung auf der Hut sein, deswegen geht es nicht ohne ein gutes Team", erklärt Hirsch. Und ein solches habe er in Elversberg vorgefunden. Das, und der Umstand, dass das Team seine Vorgaben gut umsetzt, erleichtern ihm den Einstieg ungemein.
"Es ist eben Fußball. Und Fußball macht mir schon mein ganzes Leben lang Spaß. Den lasse ich mir auch nicht nehmen." Nach fünf Siegen aus sechs Spielen, unter anderem gegen seinen Ex-Klub aus Duisburg, ist diese Freude an der Arbeit nur logisch.