Zur Borussia gekommen war Tim Kübel einst als Stürmer, aber da war er erst 16 Jahre alt. Heute zählt er immerhin 19 Lenze, beackert inzwischen jedoch lieber das rechte Defensivareal. Der Nagolder weiß selbst, warum ihm das Spielgeschehen im hinteren Teil des Spielfeldes besser liegt: „Ich bin eher einer, der über den Kampf ins Spiel kommt – ich habe ja auch den passenden Körperbau.“
Mit seinen 1,77 Metern Körpergröße macht sich das viele Krafttraining, das Kübel in den vergangenen Monaten betrieb, deutlich bemerkbar. Aber es blieb ihm ja ohnehin kaum eine andere Beschäftigung übrig. Schließlich war er seit September 2012 praktisch immer verletzt, bevor er überhaupt sein Drittligadebüt geben konnte. Erst setzte ihn ein Sehnenriss im Fuß bis Anfang Januar außer Gefecht, dann – er hatte gerade wieder seine ersten Trainingseinheiten absolviert – folgte ein Traktussyndrom, mit dem er erneut fast drei Monate ausfiel.
Der Kraftraum wurde zum neuen Zuhause
Die Tatsache, dass er am vergangenen Samstag gegen Preußen Münster in seinem Drittligadebüt über 90 Minuten ran durfte, ohne große Probleme mithalten konnte, verdankt der Rechtsfuß, der vom Rottenburger Stadtteilklub TuS Ergenzingen 2010 in die U17 des BVB wechselte, nicht zuletzt dieser harten Arbeit während der Zwangspause. Dass er die Pflichtspiel-Premiere für die U23, bei der neben der Verrichtung seiner Aufgaben als Verteidiger sogar noch Zeit für einen Torschuss war, als „überragend und traumhaft“ erlebte, versteht sich bei seiner Vorgeschichte von selbst.
Dabei hatte BVB-II-Coach David Wagner einige Tage vor dem Härtetest gegen die Münsteraner noch leichte Bedenken gehabt, die Variante mit Kübel hinten rechts und Vizekapitän Marc Hornschuh als Innenverteidiger für den verletzten Florian Hübner zu wählen. „Ich konnte ihn aber in einem Testspiel gegen die Profis unter der Woche davon überzeugen, dass ich konditionell schon wieder soweit bin“, freut sich der Verteidiger.
Des einen Leid ist des anderen Freud‘
Dabei weiß er selbst, dass seine Einsatzzeit vermutlich nicht so üppig ausgefallen wäre, hätte Wagner in der Defensive noch Alternativen gehabt. Jetzt aber hat das kleine Kraftpaket Blut geleckt: „Natürlich kann ich jetzt nicht erwarten, direkt Stammspieler zu werden. Aber es wäre auf jeden Fall geil, in Chemnitz wieder zu spielen.“ Kübels Chancen, zumindest vorübergehend einen festen Platz im BVB-Team zu haben, stehen nach der ansprechenden ersten Kostprobe seines Könnens dementsprechend gut.