Peter Neururer hat in seiner langen Karriere als Trainer schon so einige Pokalsensationen erlebt und so könnte seine Warnung vor dem Erstrundenauftritt seines MSV in Erfurt nicht deutlicher ausfallen: „Diese Spiele“, betont der Übungsleiter, „werden nicht auf dem Platz entschieden, sondern schon in den Tagen zuvor. Denn wenn die Einstellung nicht stimmt, kann man selbst bei unterklassigen Gegnern nicht gewinnen. Das hat man nicht zuletzt am Freitag bei den Mainzern gesehen.“
Um seine Mannschaft auf die Partie einzuschwören, ging es für die weiß-blaue Belegschaft also schon am Samstagmittag auf den Weg in Richtung Erfurt. Nach der morgendlichen Trainingseinheit und dem gemeinschaftlichen Mittagessen wurde der Bus bestiegen. Zwischenstation machten die Meidericher dabei in Frankfurt, wo sie am Bornheimer Hang der Begegnung des ersten Zweitligagegners FSV Frankfurt gegen Borussia Mönchengladbach beiwohnten.
Über Gegner Rot-Weiß Erfurt ließ sich Peter Neururer indes kaum etwas entlocken, was durchaus etwas über Auffassungen und Selbstverständnis des Übungsleiters aussagt, der auch der Mannschaft einimpfen will, was er schon lange verinnerlicht habe: Beim MSV soll nur noch auf sich selbst geschaut werden, über die Stärken der Gastgeber sei die Mannschaft zwar informiert, doch ansonsten gelte: „Wir fahren als ambitionierter Zweitligist zu einem Drittligisten. Es muss also unsere Pflicht sein, dort zu gewinnen.“
Auf Anhieb in der Startformation: MSV-Zugang Caiuby.
Gut vorbereitet sieht der Übungsleiter seine Mannschaft ohnehin. Schließlich sei die Vorbereitung perfekt gewesen. „Besser hätte es gar nicht laufen können“, betont Neururer, der anfügt „an den Bedingungen im Trainingslager und in Duisburg gab es nichts auszusetzen, genauso an den Testspielen.“ Seine Schlussfolgerung: „Für die Spieler gibt es keine Alibis.“ Einziger Wermutstropfen sei für ihn die Verletzung von Bruno Soares gewesen, die dieser sich „aus jugendlichem Leichtsinn“ zugezogen hätte.
Ein anderer Brasilianer schaffte es hingegen, sich in Rekordzeit sowohl ins die Herzen der Fans als auch in das Peter Neururers zu schießen: Caiuby, Zugang aus Wolfsburg, der trotz seiner Verpflichtung auf den letzten Drücker schon heute in der Startelf der „Zebras“ stehen wird. „Er hat sehr, sehr gut trainiert“, schwärmt der Trainer, der Caiuby „hinter den beiden Stürmern beziehungsweise als hängende Spitze“ einplant. Von dort aus soll der 21-Jährige, für den der VfL Wolfsburg vor Jahresfrist zweieinhalb Millionen nach Brasilien überwies, das Offensivspiel ankurbeln und Dorge Kouemaha und Sandro Wagner unterstützen. Dass ihm das auf Anhieb gelingen könnte, davon überzeugte Caiuby die Verantwortlichen des MSV auf Anhieb. Nur wenige Minuten brauchte er im Test gegen Brügge, um seine technischen Stärke und seinen Zug zum Tor unter Beweis zu stellen, auch wenn ihm gegen die Belgier sein erster Treffer noch verwehrt blieb, den er dann aber am vergangenen Dienstag beim 8:1 gegen Adler Osterfeld erzielte. Die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Abstecher nach Thüringen sind also gegeben, jetzt müssen die Duisburger die guten Vorsätze nur noch auf dem Platz umsetzen.