Trainer Dieter Eilts um seinen Job und die Polizei gegen die Unvernunft der verfeindeten Fanlager: Beim Zweitliga-Nordderby am Freitag herrscht im Hamburger Amüsierviertel der Ausnahmezustand, denn die ohnehin emotionsgeladene Stimmung wird durch die sportliche Brisanz noch einmal kräftig angeheizt. "Die sportliche Situation macht es für uns nicht einfacher. Wir werden mit einem Großaufgebot vor Ort sein und sind auf alles vorbereitet", sagte Hamburgs Polizeisprecher Ralf Meyer und umschrieb die Strategie der Beamten unmissverständlich mit einer "niedrigen Einschreitschwelle" - nicht nur im Stadionumfeld: "Wir gehen davon aus, dass auch die Reeperbahn das Ziel der Chaoten ist."
Im Hinspiel Ende September waren bei Auschreitungen zwischen beiden Fangruppen 15 Personen verletzt und 52 Randalierer festgenommen worden. Am Freitag rechnet die Polizei mit mehreren Hundert Problemfans in der Stadt. Die 1513 Karten für die Gäste verteilten die Rostocker nur an langjährige Mitglieder sowie offizielle Fanklubs und gegen Identitätsangaben. Bereits im Vorfeld der Begegnung, die vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) als "Spiel mit erhöhtem Risiko" eingestuft wurde, konnten einige Rädelsführer auf beiden Seiten mit Aufenthaltsverboten und Meldeauflagen aus dem Verkehr gezogen werden. Zudem informierte die Rostocker Polizei 200 Leute, die bereits einmal auffällig waren, in sogenannten Gefährdeansprachen über mögliche Konsequenzen gewaltbereiten Verhaltens.
Auch beide Vereine versuchten im Vorfeld mit Appellen an die Fanklubs, mehreren Treffen zwischen den Anhängern, den Fanbeauftragten und Fanprojekten, die Ausschreitungen in Grenzen zu halten. "Das ist der höchste Organisationsaufwand, den wir je betrieben haben", sagte Hansas Veranstaltungsleiter Rainer Friedrich und rief die Fans zu einem "fairen und respektvollen Umgang" miteinander auf. Viel wird wohl aber vom Ausgang des Spiels abhängen.
Rostocks neuer Manager Rene Rydlewicz hat die Partie zum "Endspiel für den gesamten Verein" ausgerufen und dem umstrittenen Trainer Dieter Eilts ein Ultimatum gestellt. "Für mich steht es unter dem Motto: Siegen oder fliegen", bestätigte der Europameister von 1996, unter dem der Bundesliga-Absteiger auf den vorletzten Platz abgerutscht ist. Doch auch St. Pauli geht nicht ohne Sorgen ins Spiel. Nach dem Fehlstart in die Rückrunde mit nur vier von 15 möglichen Punkten fordert Mittelfeldspieler Timo Schultz: "Wir können gerade in diesem Spiel einiges gutmachen."