Es ist rund zwei Monate her, da stand Kees van Wonderen völlig durchnässt im Stadion am Brügglifeld in Aarau, blickte in den Herbstregen der Schweiz, analysierte das erste Spiel seiner Amtszeit als Trainer des FC Schalke 04. 2:2 war es beim FC Aarau ausgegangen. Nun trafen sich die Teams erneut, unter anderen Bedingungen: Der Test stieg nicht in der kalten Schweiz, sondern bei warmen 18 Grad an der türkischen Mittelmeerküste in Belek, und Schalkes Mannschaft hat sich deutlich weiterentwickelt. Diesmal gab es kein Remis, Schalke siegte mit 3:1 (1:0).
Vor rund 150 Zuschauern bot van Wonderen, keine Überraschung nach den ersten Trainingseinheiten, seine A-Elf auf. Allein Ersatzkeeper Ron-Thorben Hoffmannneu in der Mannschaft, die im Dezember dreimal überzeugt hatte. Wie schon im Dezember spielte Schalke sehr dominant, attraktiv, hatte viel Ballbesitz. In der Anfangsphase griffen die Schalker zu mutig an. In der neunten Minute waren viele Spieler so weit aufgerückt, dass nach einem langen Pass Aarau-Stürmer Junior Eyamba allein vor Hoffmann auftauchte. Er legte sich aber den Ball zu weit vor, Hoffmann konnte parieren. Auch einige ungewohnte Fehler im Spielaufbau von Paul Seguin sorgten für Gefahr.
Die Schalker gaben aber in der Offensive den Ton an, kamen zu einigen Abschlüssen. In der 20. Minute schoss Moussa Sylla den Ball nach einer Flanke von Christopher Antwi-Adjei an die Latte. Zehn Minuten später nutzten die Königsblauen ihre zweite Möglichkeit zur 1:0-Führung. Nach einer Ecke von Paul Seguin köpfte Max Grüger aufs Tor. Der Ball wurde auf der Torlinie geklärt, Antwi-Adjei staubte zum verdienten 1:0 ab. Kurz vor der Pause hätte Sylla beinahe artistisch erhöht. Nach einer Flanke von Mehmet Can Aydin versuchte er einen Seitfallzieher, der Ball flog aber knapp am Tor vorbei. Von den gut gelaunten Fans gab es dafür Szenenapplaus. Nur einmal schwiegen sie vor der Pause. Kapitän Kenan Karaman musste nach einem Kopf-Zusammenstoß mit seinem Gegenspieler behandelt werden. Nach zwei Minuten Pause stand er aber wieder auf.
Schalke in der 1. Halbzeit: Hoffmann – Bulut, Schallenberg, Kaminski, Murkin – Seguin, Grüger – Aydin, Karaman, Antwi-Adjei – Sylla.
Schalke in der 2. Halbzeit: Langer – Gantenbein, Kalas, Sanchez, Donkor – Wasinski, Bayindir – Amoussou-Tchibara, Hamache – Lasme, Höjlund.
Tore: 1:0 Antwi-Adjei (30.), 1:1 Touré (52.), 2:1 Lasme (67., Foulelfmeter), 3:1 Lasme (78.).
Schiedsrichter: Sercan Sahan
Van Wonderen wechselte zur Pause alle elf Spieler aus. Auf dem Platz standen nun unter anderem Geburtstagskind Michael Langer (wurde 40), U19-Torjäger Zaid Amoussou-Tchibara und Sturm-Riese Emil Höjlund, der in der Hinrunde noch viel Verletzungspech hatte. Schalke begann auch mit der B-Elf ansprechend, hatte durch Amoussou-Tchibara (47.), Anton Donkor (49.) und Martin Wasinski (50.) gute Aktionen. Die B-Elf – ein guter Ersatz?
Zwischen der 52. und 67. Minute änderte sich das für eine Viertelstunde – weil Abwehr-Routinier Tomas Kalas keinen guten Tag erwischt hatte. Zuerst vertändelte den Ball im eigenen Strafraum, Yannick Touré erzielte das 1:1 (52.). Dann ließ er sich von Esey Gebreyesus austanzen, der knapp am Tor vorbeischoss (59.). Er schob den Ball knapp am Tor vorbei.
Erst ein umstrittener Elfmeterpfiff brachte Schalkes B-Elf neues Selbstvertrauen. Ilyes Hamache hatte den Strafstoß herausgeholt, Bryan Lasme verwandelte sicher zum 2:1. Nun kehrte die Leichtigkeit zurück - und vor allem Lasme, der Schalke eigentlich verlassen soll, machte auf sich aufmerksam. Schoss er in der 69. Minute noch knapp vorbei, gelang ihm in der 78. Minute nach einem schönen Lauf über die linke Seite das 3:1.
Und dabei blieb es. Drei Erkenntnisse - erstens: Die A-Elf ist besser als die Reservisten. Zweitens: In dieser Form hätten sich die Schalker Bryan Lasme immer gewünscht. Drittens: Die zahlreichen individuellen Fehler haben die Königsblauen immer noch nicht behoben. Bis zum Rückrundenstart in Braunschweig (18. Januar) bleiben aber noch ein paar Tage Zeit.