Beim Blick auf die Aufstellung von Schalke 04 war sein Name die wohl größte Überraschung. Tobias Mohr stand beim Zweitliga-Auftakt gegen Eintracht Braunschweig in der Startelf von Tobias Mohr. Mohr, der nach der verkorksten Vorsaison eigentlich schon als aussortiert galt, den Verein im Sommer verlassen sollte.
Doch in der Vorbereitung kämpfte sich der 28-Jährige ins Team zurück, verdiente sich seine Nominierung beim Saisonstart - und rückte früh am Abend direkt in den Mittelpunkt. Mit einem traumhaften Lupfer erzielte der Außenbahnspieler in der neunten Minute das erste Schalker Tor der Saison und ebnete den Weg zum 5:1-Sieg.
Ein Treffer, den Mohr nach Abpfiff sogar als den vielleicht den schönsten seiner bisherigen Laufbahn bezeichnete. Einmal habe er für Heidenheim ähnlich sehenswert gegen Hannover getroffen. Aber sein Heber gegen Braunschweig - "das war vom Gefühl her die Kirsche auf der Torte", meinte Mohr bei Sky.
Denn ein Tor vor einer derartigen Kulisse: "Das ist einfach irre", berichtete Mohr. "In der Situation ist mir nicht viel durch den Kopf gegangen. Ich habe Erlösung gespürt."
Denn die vergangenen Wochen und sein vermeintliches Schalke-Aus waren natürlich nicht spurlos am gebürtigen Aachener vorbeigegangen. "Wenn man auf dem Abstellgleis steht, ist es nie einfach. Ich bin dem Trainerteam sehr dankbar, dass wir ein Teil der Mannschaft bleiben durften." Denn so konnte sich Mohr im Training und in Testspielen wieder als Alternative für Karel Gereaerts anbieten.
Die Tür sei durch Leistung wieder aufgegangen, erklärte Mohr. "Ich habe mich nicht hängen lassen und etwas zurückgegeben. Es war ein schleichender Prozess." Der in seinem Auftritt am Samstagabend seinen vorläufigen Höhepunkt fand. "Der Fußball schreibt unglaubliche Geschichten. Das heute ist eine davon gewesen."
Dass Mohr sein letztes Vertragsjahr in Gelsenkirchen nun erfüllen wird, dürfte aber dennoch keine Selbstverständlichkeit sein. Das wird sich bis zum Transferschluss am 30. August zeigen. Für den Moment genoss der Flügelspieler den Kantersieg sichtlich.
Er betonte aber auch: "Hast du einen Lauf, kann es schnell in eine Richtung gehen - aber natürlich auch wieder in die andere. Das haben wir letzte Saison gesehen. Wir wollen ruhig bleiben, den Sieg sachlich analysieren." Und dabei wird sich Tobias Mohr sicherlich auch seinen Treffer noch mindestens einmal anschauen.