Nach dem 0:3 in Karlsruhe ist Trainer Karel Geraerts bedient. Er vermisste die Basics bei seiner Mannschaft – und griff zu einer ungewöhnlichen Pausenansprache.
Karel Geraerts stand im Karlsruher Wildparkstadion zwar nicht auf dem Platz, sondern nur am Seitenrand, doch auch dem 41 Jahre alten Trainer des FC Schalke 04 waren die Strapazen nach dem Spiel deutlich anzusehen. Bei der Pressekonferenz nach der 0:3-Niederlage seiner Schalker beim Karlsruher SC wirkte der neue Coach erschöpft und enttäuscht von der Leistung seiner Mannschaft.
Die Aufbruchstimmung, die trotz der anhaltenden sportlichen Misere herrschte, ist nach der klaren Pleite schon wieder verschwunden. Der erste Versuch des Belgiers, das 3-5-2-System auf Schalke zu etablieren, ist gescheitert. Doch warum? „Wir haben es nicht geschafft, die Zweikämpfe zu gewinnen“, erklärte Geraerts. „Wir hätten auch im 4-4-2, im 4-3-3 oder in jedem anderen System spielen können, es wäre egal gewesen. Wenn man in der ersten Halbzeit nicht intensiv spielt, kann man machen, was man will.“ Von seiner Mannschaft fordert der Coach „die Lust, Zweikämpfe zu gewinnen“, doch die hat er in Karlsruhe nicht gesehen: „Das war der große Unterschied. Wenn man Erfolg haben möchte, beginnt alles mit harter Arbeit.“
Schalke läuft sechs Kilometer weniger als der KSC
Und schon die Zahlen belegen, die Schalker beim KSC in Sachen Intensität nicht mithalten konnten. Die Gastgeber aus Baden liefen rund sechs Kilometer mehr als die Königsblauen. „Die Zahlen lügen nicht, das hat man in der ersten Halbzeit live gesehen“, sagte Geraerts zur schwachen Laufleistung seines Teams. „Wenn man immer zu spät ist, heißt es, dass man körperlich nicht in guter Verfassung ist. Doch das darf heute keine Ausrede sein – es gibt keine Ausreden.“
Eigentlich ist der Belgier, der in der vergangenen Saison erfolgreich bei Royale Union Saint Gilloise gearbeitet hat, ein ruhiger Coach, doch schon seine ersten 45 Minuten in einem Pflichtspiel als Schalke-Trainer ließen ihn kochen. „Ich schreie normalerweise nicht oft, aber heute habe ich geschrien“, verriet er. „Dem Team habe ich gesagt, dass der Gegner läuft und wir nur gehen – so hat es sich angefühlt. Wenn wir nicht laufen, können wir keine Spiele gewinnen.“
Im Vergleich zur 1:2-Niederlage gegen Hertha BSC vor der Länderspielpause hat Geraerts die Schalker Mannschaft auf sieben Positionen verändert – und das System gewechselt. Weil all diese Maßnahmen aber nicht aufgingen, übte der Coach am Sonntag auch Selbstkritik. „Wir können über all meine Entscheidungen sprechen. Sie waren nicht gut“, gab er zu.
Positiv war für Karel Geraerts am Sonntag in Karlsruhe nur, dass er viele „interessante Dinge“ gesehen habe, die ihm Ansatzpunkte für die kommenden Wochen liefern sollen – denn schon am Samstag (13.30 Uhr/Sky) geht es für Schalke in der 2. Bundesliga mit dem Heimspiel gegen Hannover 96 weiter. Die Vorbereitung darauf startet schon an diesem Montag. „Da müssen wir es ganz anders machen“, so der Coach.