Beim Jubel nach seinem ersten Saisontor seit September und seinem zweiten überhaupt wählte Amine Harit eine typische Geste für einen Spieler, der nach einer langen Durststrecke wieder erfolgreich ist. Mit beiden Händen hielt sich der 24-Jährige die Ohren zu. Ergo: Ich höre die Kritiker nicht.
Der von Schalke 04 an Olympique Marseille ausgeliehene Offensivspieler erlebte am Sonntag den ersten erfreulichen Abend seit langem. Erstmals nach acht Ligaspielen, zuletzt kam er viermal überhaupt nicht zum Einsatz, stand Harit wieder in der Startelf - und zahlte das Vertrauen zurück. Einen Treffer und eine Vorlage steuerte er zum 4:1-Sieg gegen Stade Brest bei. Harit wurde anschließend als Man of the Match ausgezeichnet.
"Ich habe nie locker gelassen und auch in harten Zeiten immer gearbeitet", sagte Harit anschließend bei Prime Video France. "Dass ich heute entscheidend zum Sieg beigetragen habe, ist eine tolle Belohnung für mich."
Bislang läuft das Leihjahr in Frankreich durchwachsen für den Marokkaner. Für Harit war es erst der sechste Startelf-Einsatz in der Ligue 1, begünstigt durch den Ausfall von Kapitän Dimitri Payet. "Es ist schwierig, ich strebe danach, jedes Wochenende zu spielen", sagte Harit deshalb, als er nach der Partie auf seine Situation bei OM angesprochen wurde. Und seine Zukunft? Er sei nicht involviert, sein Berater sei zuständig, meinte Harit. "Wir werden sehen, was am Ende der Saison passiert. Es wird Gespräche geben."
Marseille hat keine Kaufoption für den Dribbelkünstler, der nach aktuellem Stand zur neuen Spielzeit zu Schalke zurückkehrt. Sein Vertrag bei den Knappen läuft bis 2024. Doch es ist kaum vorstellbar, dass Harit als Großverdiener tatsächlich noch mal ein fester Bestandteil des S04-Kaders wird.
Schalke-Leihgabe Harit: Nur 869 Spielminuten für Marseille
Ebenso scheint eine Zukunft bei Olympique mindestens fraglich. Noch im letzten Sommer hatten laut französischen Medienberichten gar drei OM-Profis einem Gehaltsverzicht zugestimmt, um seine Verpflichtung zu ermöglichen. Nach verheißungsvollem Beginn mit zwei Torbeteiligungen in zwei Spielen nahmen seine Einsatzzeiten allerdings ab. Der WM-Teilnehmer von 2018 ist längst nur noch Ergänzungsspieler, entfaltete sein Potenzial bislang zu selten (21 Pflichtspiele/869 Minuten, drei Tore, zwei Vorlagen).
Und auch Schalke dürfte sich mehr von der Leihe erhofft haben. Mit guten Leistungen sollte sich Harit ins Schaufenster spielen und seinen Marktwert steigern. Das ist bislang nicht gelungen. Doch womöglich war der Auftritt am Sonntagabend ja eine Initialzündung für Harit.