Vor dem Spiel musste S04-Cheftrainer Dimitrios Grammozis eine bittere Pille schlucken: Top-Torjäger Simon Terodde fiel wegen einer Muskelverletzung kurzfristig aus. Für ihn übernahm auf dem Rasen Marvin Pieringer, der damit erstmals in dieser Zweitligasaison in der Startelf stand. Zudem gab es drei weitere personelle Wechsel gegenüber dem 1:1-Remis in Bremen: Florian Flick, Rodrigo Zalazar und Reinhold Ranftl begannen anstelle von Victor Palsson, Mehmet Aydin (beide Bank) und Danny Latza (starke Prellung).
Bülter verpasst, Thiaw trifft nur Aluminium
Die Knappen zündeten mit dem Anpfiff gleich mal den Turbo und zogen umgehend ihr Powerplay auf. Die erste Riesen-Möglichkeit hatte Marius Bülter, der aber nach starker Vorarbeit von Ranftl im Zentrum aus zehn Metern Torentfernung den Ball nicht richtig traf (8.). Nur drei Zeigerumdrehungen gab es dann die nächste Großchance für Königsblau: Malick Thiaw versuchte es von der Strafraumkante mit einem herrlichen Schlenzer, scheiterte jedoch am Aluminium.
Auf der anderen Seite nutzte Cebio Soukou um ein Haar eine der wenigen Gelegenheiten für Sandhausen. Der gebürtige Bochumer hatte im Sechzehner freie Schussbahn, zielte allerdings viel zu ungenau – weit drüber (24.). Die Schalker machten in der Folge weiterhin Druck, konnten sich im ersten Spielabschnitt aber nicht mit einem Treffer belohnen. Kurz vor der Pause vergab Rodrigo Zalazar nach einer perfekten Hereingabe von Thomas Ouwejan noch eine aussichtsreiche Möglichkeit, als er SVS-Keeper Patrick Drewes völlig freistehend aus kürzester Distanz in die Arme köpfte (45.).
FC Schalke 04: Fraisl – Thiaw, Itakura, Kaminski – Ranftl (87. Aydin), Flick, Ouwejan (87. Matriciani) – Zalazar (84. Palsson), Drexler (90. Idrizi) – Pieringer, Bülter (87. Rzatkowski)
SV Sandhausen: Drewes – Diekmeier, Höhn, Zhirov, Okoroji – Ajdini (90. Sickinger), Bachmann (68. Conteh), Ritzmaier, Soukou – Testroet (90. Esswein), Benschop
Tore: 0:1 Ritzmaier (47.), 1:1 Ouwejan (58.), 2:1 Bülter (64.), 3:1 Zhirov ET (71.), 3:2 Testroet (74.), 4:2 Bülter (76.), 5:2 Zalazar (82.)
Gelbe Karten: Bülter – Bachmann
Schiedsrichter: Florian Badstübner (Windsbach)
Ouwejan kontert Ritzmaier – Bülter dreht den Spieß um
Der Schalker Chancenwucher rächte sich derweil wenige nach dem Wiederanpfiff in Halbzeit zwei: Die Gäste fuhren einen perfekten Konter, am Ende war es Marcel Ritzmaier, der nach Zuspiel von Soukou das 1:0 für Sandhausen markierte (47.). Die Königsblauen verfielen jedoch keineswegs in Schockstarre, sondern liefen weiter unermüdlich an – und belohnten sich diesmal auch für ihren Aufwand: Dominic Drexler bewies im Strafraum eine tolle Übersicht und legte quer zu Ouwejan, der die Kugel wuchtig in die Maschen knallte (58.).
Bülter hatte wenige Augenblicke später die Führung aus dem Fuß, geriet bei seinem Abschluss aber aus dem Gleichgeweicht (61.). Kurz darauf machte es der S04-Angreifer besser: Nach einer Ouwejan-Flanke landete der Ball beim 28-Jährigen, der aus kurzer Distanz das Spielgerät über die Linie drückte (64.). Damit drehte Schalke das Spiel binnen nur sechs Minuten – und das war hochverdient, war die Grammozis-Elf doch die klar bessere Mannschaft.
Was folgte waren die wohl ereignisreichsten fünf Minuten in der bisherigen Zweitliga-Saison: Erst erzielte Sandhausens Innenverteidiger Aleksandr Zhirov in Folge einer Ecke ein Eigentor und baute so unfreiwillig die Schalker Führung aus (71.), anschließend markierte Pascal Testroet nach tollem Zusammenspiel mit Soukou den Anschlusstreffer (74.). Nicht einmal 120 Sekunden später stellte Marius Bülter den alten Abstand in unnachahmlicher Manier wieder her: Ranftl flankte von Rechtsaußen ins Zentrum, wo der Stürmer seinen Bewachern entkommen war und per Hacke zum 4:2 traf – ein absolutes Traumtor! Acht Minuten vor dem Ende machte Zalazar dann nach einem Konter den Deckel drauf (82.) und setzte damit den Schlusspunkt in einer irren zweiten Halbzeit.
Damit fuhren die Knappen nach zuvor vier sieglosen Pflichtspielen in Folge wieder drei Punkte ein und springen damit in der Tabelle vorerst auf Platz vier. Weiter geht es für Bülter und Co. am Samstag, 4. Dezember (20.30 Uhr), mit dem Auswärtsspiel beim FC St. Pauli.