Weil sie gegen mitreisende Polizeikräfte im Zug vorgegangen sein sollen, stoppte die Bundespolizei am Sonntag einen Zug mit rund 300 St. Pauli-Fans auf dem Weg nach Bielefeld am Bahnhof Melle. Die Angaben darüber, was sich zuvor ereignete, gehen auseinander.
Pfeffersprayeinsatz im geschlossenen Zug
Während die Polizei berichtet, dass Beamte bedroht, beschimpft, geschubst und mit Fahnenstangen attackiert worden seien, stellt die "Braun-Weiße Hilfe" die Geschehnisse in einer Mitteilung anders dar: Kurz nach dem Zustieg der Bundespolizei in Osnabrück sei es zu einem "wahllosen und großflächigen Pfeffersprayeinsatz im geschlossen Zugwaggon" gekommen. Dies habe bei den Betroffenen zu Atemnot und tränenden Augen geführt. Einige Fans hätten sich sogar im Zuginneren übergeben müssen.
Als betroffene Fans daraufhin am Bahnhof Melle versucht hätten, den Zug zu verlassen, um Luft zu holen, sei die Polizei dagegen erneut mit Pfefferspray und Schlagstock vorgegangen. "Hierbei wurde mehrfach mit den Schlagstöcken gezielt auf Kopfhöhe geschlagen", beklagt die Fanhilfe, die Fans des FC St. Pauli unterstützt, die mit Polizei oder Justiz in Konflikt geraten.
Sechseinhalb Stunden im Polizeikessel
Nach der Ankunft in Bielefeld kesselte die Polizei dann die Hamburger Zugfahrer ein, um deren Personalien festzustellen. Weil sich das Prozedere über sechseinhalb Stunden zog, verpassten die Fans das komplette Spiel ihrer Mannschaft. Die im Stadion anwesenden Anhänger solidarisierten sich daraufhin mit den Zugfahrern und stellten den Support weitestgehend ein.
Den Fans im Polizeikessel verwehrten die Beamten laut Angaben der Braun-Weißen Hilfe sogar den Gang zur Toilette. Eine Versorgung mit Speisen und Getränken sei erst nach fünf Stunden ermöglicht worden. Zudem hätten die Polizeikräfte die Personalien der Fans unter Zwang festgestellt sowie Minderjährige ohne die Einbeziehung ihrer Erziehungsberechtigten rechtswidrig festgehalten und kontrolliert.
"Zeichen, die nur ein Polizeistaat setzen kann!"
Im Nachgang der Ereignisse hatte die Bundespolizei erklärt, sie habe mit ihren Maßnahmen ein "Zeichen" setzen wollen. Dem hält die Braun-Weiße Hilfe entgegen: "Dies sind Zeichen, die nur ein Polizeistaat setzen kann!" Auch der FC St. Pauli hatte den Einsatz bereits als "unverhätnismäßig" kritisiert und angekündigt, rechtliche Schritte gegen die verantwortliche Einsatzleitung zu prüfen. fn