Es ist mehr als nur Fußball-Ostalgie. "Aus der Tradition und von den 70er Jahren her ist es das größte Duell, das es im Osten gibt", sagte Jens Härtel, Trainer des 1. FC Magdeburg.
Der Aufsteiger und Liga-Neuling empfängt an diesem Samstag (13.00 Uhr) in der heimischen Arena die SG Dynamo Dresden. Das Stadion ist natürlich längst ausverkauft, dieser Klassiker der ehemaligen DDR-Oberliga hat an Attraktivität, aber auch schärfster Rivalität nach Jahrzehnten so gut wie nichts eingebüßt.
"Aus unserer Sicht haben wir alle Voraussetzungen für ein friedliches Fußballspiel geschaffen", sagte ein Polizeisprecher vor der Partie. "Ob es das geben wird, liegt in der Hand beider Fangruppen." Die Behörden bereiten sich auf einen Großeinsatz vor, die Polizei wird mit mehreren Hundertschaften vor Ort sein. Auf beiden Seiten würden mehrere Hundert Problemfans erwartet, die zur Gewalt neigen, hieß es vonseiten der Behörden.
Auch deswegen rief Härtel die Fans schon vor dem Aufeinandertreffen in der 2. Fußball-Bundesliga zur Besonnenheit auf. "Es bleibt 'nur' ein Fußballspiel, wo Gewalt nichts zu suchen hat", sagte er. "Wenn jemand die anderen Farben trägt, muss man das akzeptieren." Härtel weiß aber auch: Es wird "sehr emotional".
Was die Dresdner erwartet, beschrieb Kapitän Marco Hartmann: "Es gibt natürlich viele Spieler bei uns, die auch große laute Stadien und erhitzte Atmosphären kennen. Aber ich sage, das wird was Besonderes, auch für die, die schon ein bisschen was erlebt haben." Darauf müsse man sich auch im Kopf einstellen, betonte der Dynamo-Profi.
Nah dran sitzen die Zuschauer in der MDCC-Arena, in die offiziell 25.300 Zuschauer passen. Aufgrund von Sicherheitsbestimmungen werden es gegen die Sachsen rund 23.000 Besucher sein, die das erste Duell der beiden Teams im Unterhaus vor Ort erleben werden.
Rechtzeitig zum prickelnd-brisanten Kräftemessen am neunten Spieltag zeigen beiden Mannschaften eine positive Tendenz. Magdeburg ist seit vier Spielen ungeschlagen, gegen SV Sandhausen feierte der 1. FCM am vergangenen Sonntag den ersehnten ersten Sieg in der neuen Umgebung. Dresden gelangen drei Siege in den vergangenen fünf Spielen.
Der neue Trainer Maik Walpurgis tut den Sachsen gut, die die heftigen Querelen mit dem Rücktritt des gesamten Präsidiums zu Wochenbeginn und den internen Machtkampf mit Sport-Geschäftsführer Ralf Minge im Mittelpunkt im Ost-Klassiker ausblenden wollen. Härtel stellt sich und seine Mannschaft sogar darauf ein, dass die Dresdner Spieler noch mal extra motiviert dadurch antreten.
Zusatzschub braucht es aber eigentlich gar nicht. Der Blick zurück lässt erahnen, was bevorsteht. "Mitte der Siebzigerjahre waren Dynamo Dresden und der 1. FCM die Vereine, die den Fußball im Osten geprägt hatten", sagte Härtel.
Acht Mal gewann Dynamo den Meistertitel in der DDR, sieben Mal wurden die Dresdner Pokalsieger. Magdeburg gewann dreimal die Oberliga-Endabrechnung und wie Dynamo sieben Mal den Pokal. Magdeburg gewann aber als einzige Mannschaft der DDR jemals einen Europapokal (1974 Europapokal der Pokalsieger). Im Jahr 2016 hatte Dynamo den Aufstieg in die zweite Liga in Magdeburg perfekt gemacht.
Nun würden andere Geschichten geschrieben, kündigte Härtel an, der mit seiner Mannschaft den zweiten Saison-Sieg schaffen will. Er würde mindestens so in Erinnerung bleiben wie der Premierenerfolg. Zudem kämen die Magdeburger (8) dann in der Tabelle bis auf einen Punkt an die Dresdner (12) ran. dpa