Abstieg, Fan-Krawalle, Rücktrittswelle, leere Konten und dazu ein Investor, der den Verein trotz seiner Millionen vor die Wand gefahren hat: Der ehemalige deutsche Meister 1860 München hat den Tiefpunkt seiner langen Vereinsgeschichte erreicht. Wie die "Abendzeitung" berichtet, seien die Gehälter einiger Spieler zuletzt nicht bezahlt worden. Das blanke Chaos könnte drastische Konsequenzen haben. Nun drohen den Löwen sogar die Insolvenz und der Absturz in die vierte Liga. "Die Lizenz ist nicht zu erlangen, ohne dass es zu weiteren Zahlungen von Herrn Ismaik kommt", sagte Rainer Koch, 1. Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV), am Mittwoch bei Sky Sport News HD.
Bis kommenden Freitag, 15.30 Uhr, müssen die Löwen ihre Unterlagen beim DFB eingereicht haben, diese würden dann bis spätestens Mitte Juni geprüft werden. Doch dazu sind weitere Finanzspritzen des jordanischen Investors Hasan Ismaik erforderlich. Dieser hat am Mittwochabend via Facebook angekündigt, dass er bereit sei, dem Verein auch in Zukunft helfen zu wollen: "Ich appelliere an alle Löwen-Fans, die ernsthaft und verantwortungsvoll am Wiederaufbau des TSV 1860 interessiert sind, sich mir bei der Umsetzung der nötigen Änderungen anzuschließen und unseren geliebten Verein in diesen schwierigen Zeiten zu unterstützen. Einmal Löwe, immer Löwe", ließ der umstrittene Geldgeber verlauten.
Alles, was gestern passiert ist - einschließlich der Rücktritte von Ian Ayre und Peter Cassalette, zeigt, dass in unserem Verein vieles im Argen liegt. Das hat nichts mit meiner Person zu tun
Hasan Ismaik
Darüber hinaus erklärte Ismaik, dass der Verein durch den Rückzug einiger Funktionäre "wieder eine Zukunft" habe. Die Schuld für das Scheitern des Klubs hätten freilich andere: "Alles, was gestern passiert ist - einschließlich der Rücktritte von Ian Ayre und Peter Cassalette, zeigt, dass in unserem Verein vieles im Argen liegt. Das hat nichts mit meiner Person zu tun, sondern dieser Verein ist momentan geprägt von skrupellosen Machtkämpfen und internen Querelen, die es nun zu beseitigen gilt."
Ismaik betont in seiner Stellungnahme, dass er den Verein und die handelnden Person immer wieder aufgefordert habe, "zum Wohle von 1860 zu arbeiten." Dabei sei er auf "taube Ohren" gestoßen.
Investor stellt unerfüllbare Forderungen
Doch ob der Verein auch in Zukunft auf sein Geld zählen kann, hängt dennoch in der Schwebe. Denn eine Fortsetzung des Investments sei an Bedingungen geknüpft. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, meint Ismaik konkret einen Brief mit sechs zum Teil wahnwitzigen Forderungen. Eine Korrespondenz zwischen Investor Hasan Ismaik, Geschäftsführer Ian Ayre und Präsident Peter Cassalette liege der Zeitung vor. Als Gegenleistung für weitere Zahlungen habe der Jordanier zum Teil unerfüllbare Forderungen an den Klub gestellt, die zum Teil gegen die Regularien der DFL verstoßen würden, unter anderem die Übertragung des gesamten Jugendbereichs an die Kapitalgesellschaft der Profiabteilung (KGaA). Nur wenn seine Bedingungen erfüllt werden sei er bereit, dem Verein auch künftig zu helfen.
Eine besonders peinliche Forderung unterstreicht das gesamte Dilemma, in das die Löwen seit Beginn des Investments des Jordaniers vor sechs Jahren geraten sind: Ismaik soll über seinen Anwalt unter anderem die Eingliederung der A-Jugend in die KGaA gefordert haben. Diese ist allerdings schon seit Jahren dort verankert. Eine beispiellose Posse.