Der kleine Stefano war besonders optimistisch. Als der Junge vor dem Zweitliga-Spiel zwischen dem VfL Bochum und Karlsruher SC als Bochumer "Maskottchen des Tages" von Stadionsprecher Michael Wurst nach seinem Tipp befragt wurde, antwortete er großspurig: "8:0 für den VfL". Ganz so torreich wurde es nicht: Der VfL kam gegen den Karlsruher SC nicht über ein 1:1 (0:0) hinaus. Johannes Wurtz bewahrte den VfL in der 84. Minute vor der ersten Heimniederlage und unangenehmen Abstiegskampf-Diskussionen.
Beim VfL ersetzten - wie erwartet - Tom Weilandt und Jan Gyamerah Kapitän Patrick Fabian (verletzt) und Alexander Merkel (Bank). Der abstiegsbedrohte KSC, mit dem drittschwächsten Sturm der Liga angereist, baute auf Offensive. Neu-Trainer Mirko Slomka setzte auf vier Spieler, die ihre Stärken in der gegnerischen Spielhälfte haben. Moritz Stoppelkamp (links) und der Ex-Schalker Fabian Reese (rechts) kamen über die Außenpositionen, im Zentrum sollten Erwin Hoffer und Dimitris Diamantakos die Bochumer Deckung beschäftigen.
Diese Aufstellung führte zu einer munteren Anfangsphase. Der KSC versteckte sich nicht, kam schnell zu zwei Ecken und durch Grischa Prömel zu einer ersten Chance (9.). Nach einer Freistoßflanke von der linken Seite verlängerte er den Ball mit dem Kopf Richtung Tor - Anthony Losilla klärte zur Ecke. Erst nach zehn Minuten hatte sich der VfL auf den Gegner eingestellt. Zwei Spieler sorgten für Gefahr vor dem Gäste-Tor. Zweimal flankte Rechtsverteidiger Gyamerah, zweimal war Torjäger Peniel Mlapa der Abnehmer. Zunächst köpfte Mlapa vorbei (12.), dann drüber (23.). Zwischen diesen beiden Szenen hätte Diamantakos den KSC in Führung bringen können, doch Tim Hoogland stand richtig und blockte den Ball sehenswert (18.). Die beste Chance hatte Reese in seinem ersten Spiel: Er tauchte frei vor Riemann auf, Bochums Keeper lenkte den Ball aber zur Ecke (19.).
Zwischen der 25. und 75. Minute verflachte vor 15.294 Zuschauern das Spiel. Auf einem holprigen Untergrund gelangen beide Mannschaften nur selten Ballstafetten. Der KSC zog sich komplett zurück - was Riemann nach dem Spiel bemängelte. Er beklagte in der Mixed Zone die destruktive Spielweise der Karlsruhe.
Beide bemühten sich, so viele Standardsituationen wie möglich herauszuholen. Die Karlsruher sanken regelmäßig im Bochumer Strafraum zu Boden - oft zu früh, deshalb deutete Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus nicht auf den Punkt, als Losilla Hoffer wirklich elfmeterreif gelegt hatte (70.). Nach einem Freistoß entstand die beste Bochumer Chance des Spiels: Marco Stiepermann sah Anthony Losilla, doch der stolperte freistehend über den Ball (54.). Kurz danach pfiffen die Bochumer Fans: Ihr Team spielte zu langsam und leistete sich viele, viele vermeidbare Fehler im Spielaufbau.
Die Zuschauer hatten sich schon auf eine müde Nullnummer vorbereitet, als dem KSC doch noch ein gescheiter Konter glückte: Moritz Stoppelkamp lief Tim Hoogland davon und flankte in die Mitte. Doch verlängerte Stefan Mugosa Grischa Prömels Schuss ins Netz (74.). Dabei blieb es nicht: Sechs Minuten vor dem Schlusspfiff kam Wurtz im Anschluss an einen Einwurf an den Ball und schob ihn ins linke Eck.
Das war der verdiente Ausgleich in einem Spiel, das keinen Sieger verdient hatte. Das wird auch der kleine Stefano erkannt haben.