"Ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir die Uhr abstellen", meinte Verteidiger Philipp Max in Anspielung an die digitale Anzeige im Stadion der Hanseaten, die auf über 50 Jahre Erstliga-Zugehörigkeit verweist. Mit Wucht und Wille räumte der KSC am letzten Spieltag der Zweiten Liga 1860 München bei Seite und verteidigte mit dem 2:0 (1:0)-Sieg den dritten Tabellenplatz.
Nach sechs Jahren winkt den Südbadenern nun die Rückkehr ins Oberhaus. Zwischendurch war der Traditionsclub sogar in die Dritte Liga abgestürzt und stand vor der Zahlungsunfähigkeit. "Vor drei Jahren waren wir eigentlich klinisch tot", sagte Präsident Ingo Wellenreuther vor den Entscheidungsspielen am Donnerstag und kommenden Montag (jeweils 20.30 Uhr/ARD) gegen den Drittletzten der Bundesliga und ergänzte entschlossen: "Wir wollen jetzt mit aller Macht unsere Chance wahrnehmen. Es ist ein sehr gutes Gefühl, weil wir jetzt im Fokus von ganz Deutschland stehen."
Markus Kauczinski, ein anpackender, kompromissloser und auch offener Trainertyp, hat den KSC wieder nach oben geführt. Schon gegen die "Löwen" zeigten seine Profis nicht den Hauch von Nervosität, sondern ähnlich wie Direktaufsteiger SV Darmstadt 98 eine wilde Entschlossenheit und körperliche Präsenz, die dem HSV zu denken geben muss. "Das werden zwei Highlights für uns, die wir gern annehmen", sagte der 45 Jahre alte Chefcoach und versprach: "Wir werden voll da sein."
Am Sonntag vibrierte das veraltete Wildparkstadion - die neue, mehr als 80 Millionen Euro teure Arena soll erst bis 2019 stehen - wie zu besten UEFA-Cup-Zeiten unter Winfried Schäfer. Vor 27 771 Zuschauern trafen Kai Bülow mit einem Eigentor für die Münchner (9. Minute) und Manuel Torres (70.).
Bis kurz vor 17.00 Uhr war der KSC sogar Zweiter, musste Darmstadt aber in der Tabelle noch vorbeiziehen lassen. Den Siegtreffer für die «Lilien» gegen den FC St. Pauli erzielte ausgerechnet Tobias Kempe, der Bruder von KSC-Profi Dennis Kempe. "Wenn er anruft, dann sage ich Glückwunsch - mit ein bisschen Wehmut", meinte der Karlsruher.
Der Stolz, nach einer starken Saison auch noch den unbeliebten Südwestrivalen 1. FC Kaiserslautern hinter sich gelassen zu habe, überwog jedoch. Mit breiter Brust geht der KSC nun die Herausforderungen gegen den HSV an. «Zu verlieren haben wir sowieso nichts», meinte Innenverteidiger Daniel Gordon.
Rouwen Hennings, der mit 17 Treffern auch noch Torschützenkönig der Liga ist und einst beim HSV seine Karriere startete, betonte: «Wir sind nicht unbedingt der Favorit, aber wir sind auch kein Kanonenfutter und fahren da nicht zum Besichtigen hin.»