Um einige Erfahrungen reicher, dürften die Nachwehen sich bis in die Mannschaftskabine ausgeweitet haben. Wir sprachen mit Peter Neururer über die Veranstaltung.
Peter Neururer, wie wurde die Jahreshauptversammlung am folgenden Dienstagmorgen verbal verarbeitet? Natürlich war es Thema Nummer eins im Kabinentrakt. Und ganz ehrlich: Ich war persönlich schon ein wenig irritiert, dass ich hören musste, dass die Profis quasi alleine Schuld an der momentanen wirtschaftlichen Misere tragen. Es ist natürlich sehr einfach und bequem, alles bei der Lizenzspielerabteilung abzuladen. Ich erinnere mal daran, dass in den letzten Jahren der Etat gekürzt wurde, gleichzeitig aber die Erwartungen ganz hoch angesiedelt waren. Hinzu kommt, dass unserem aktuellen Kader überhaupt kein Fehlverhalten anzulasten ist. Ich darf daran erinnern, dass wir mittlerweile in der Profiabteilung in Sachen Finanzen auf dem gleichem Level von Vereinen wie dem SV Sandhausen sind. Allerdings hat unser Klub einen deutlichen höheren Kostenapparat zu bedienen. Ein Wort noch zur letzten Saison: Trotz der Verluste von Christoph Kramer, Leon Goretzka und Marc Rzatkowski haben wir mehr Punkte geholt als zuvor.
Freitag geht es nach Leipzig. Einem Emporkömmling, dessen Führungsstil, so hört man, sauer aufstößt... ...ich muss da einiges klarstellen. In Leipzig machen sie sicherlich, auch dank scheinbar unbegrenzter finanzieller Möglichkeiten, einen exzellenten Job. Dort verfügt man über einen erstklassig zusammengesetzten Kader, deshalb ist Leipzig auch für mich der absolute Top-Favorit auf den Aufstieg. In diesem Bereich kann man vor Ralf Rangnick und seinem Team nur den Hut ziehen. Was ich überhaupt nicht tolerieren kann, ist die Tatsache, dass sich der Klub mithilfe der Filiale RB Salzburg Transfervorteile verschafft, einige bestehende Regeln umkurvt und so über Wettbewerbsvorteile verfügt. Ich erinnere mich daran, dass im Sommer RB Leipzig große Probleme hatte, deshalb die Lizenz zu erhalten, weil sie sich deutlich von konventionellen Vereinen und deren Strukturen abheben. Fakt ist jedoch, dass sie die Lizenz erhalten haben, dass die DFL ihre Aktivitäten absegnete und so ist rechtlich alles in Ordnung. Meine Meinung allerdings bleibt, dass das nicht in Ordnung ist.
In Leipzig gibt es ein Wiedersehen mit Lukas Klostermann. Gibt es da noch Berührungsängste? Nein! Lukas Klostermann hat sich entschieden uns zu verlassen. Dies ist sein gutes Recht. Ich wiederhole gerne noch einmal, was ich im Sommer gesagt habe: Ich wünsche ihm den sportlich größtmöglichen Erfolg. Mit ihm persönlich habe ich überhaupt kein Problem. Ich würde mich sogar freuen, wenn er gegen uns seinen ersten Zweitliga-Einsatz für Leipzig hat. Allerdings frage ich mich ernsthaft, ob er gut beraten worden ist. Ich bin überzeugt, dass für seine sportliche Entwicklung ein weiteres Jahr als Stammspieler in der zweiten Liga wertvoller gewesen wäre, als eine Rückstufung in den U19-Bereich. Es kann also nur einen Grund geben, wenn ein Spieler freiwillig von den Profis in die Jugend wechselt. Lukas Klostermann ist doch jung genug, um in seiner Karriere sportlich und wirtschaftlich noch viel zu erreichen, und bei seinen Qualitäten wäre im kommenden Jahr vielleicht noch die ein oder andere attraktivere Option auf ihn zugekommen.