Am 13. Februar platzte die Bombe. Knapp eine Woche war seit der enttäuschenden 1:2-Niederlage gegen den FSV Frankfurt vergangen, da verkündete der VfL Bochum die Auflösung des Vertrags mit Ken Ilsö.
Schien es zu Beginn noch so, als habe der Verein den dänischen Angreifer vor die Tür gesetzt, kristallisierte sich im Laufe des Tages heraus, dass der Wunsch zur Trennung vom Spieler selbst ausging. Er sehe sich nicht imstande, der Mannschaft zu helfen, sagte Ilsö, der sich darüber hinaus auch noch als "Abenteurer" beschrieb, der keine Verantwortung übernehmen wolle. Schon damals konnten Trainer Peter Neururer und Sportvorstand Christian Hochstätter über die Entscheidung des Dänen nur den Kopf schütteln.
Chinesen freuen sich über Schnäppchen Ilsö
War es dem VfL damals noch wichtig, hervorzuheben, dass man für die Trennung nicht habe draufzahlen müssen, ärgern sich Hochstätter und Co. nun umso mehr. Denn nur 15 Tage später, am 28. Februar, unterschrieb Ilsö einen neuen Vertrag beim chinesischen Erstligisten Gouangzhou FC. Ein fast nahtloser Vereinswechsel also, bei dem der VfL allerdings leer ausgeht. Und das erzürnt Neururer: "Solch eine - wie ich es empfinde - Frechheit habe ich im Profifußball noch nicht erlebt. Ich bin überrascht, aber auch zutiefst enttäuscht." Also hätte man Ilsö doch besser behalten sollen? Da widerspricht der Coach. "Wenn ein Spieler sich so verhält wie Ken Ilsö, dann ist dem ist nicht mehr zu helfen. Und er ist dann auch nicht derjenige, der das Trikot des VfL Bochum weiter tragen sollte."
Beim nächsten Transfer wird der VfL beteiligt - falls eine Ablöse fällig wird
Hintergangen fühlen sie sich trotzdem von Ilsö, vor allem weil sie so keine Ablösesumme bekommen, wie Finanzvorstand Ansgar Schwenken erläutert: "Wir haben keinen direkten Zugriff auf eine Ablösesumme weil wir den Vertrag in beidseitigem Einvernehmen aufgelöst haben. Das haben wir uns aber gut überlegt, denn was sollen wir einen Spieler noch eineinhalb Jahre bezahlen, der nicht mehr bereit ist, Leistung zu bringen." Geschätzte 250.000 Euro hat der VfL Bochum so eingespart und immerhin in die Vertragsauflösung noch eine möglicherweise in der Zukunft nicht ganz unwichtige Passage reinschreiben lassen. "Wir haben eine Klausel vereinbart, die uns an der Ablösesumme beteiligt, sollte Ken Ilsö danach nochmal zu einem anderen Verein wechseln."
Für diese geschäftsmännische Weitsicht bekommt Schwenken ein Extralob von Neururer: "Es kann ja nicht sein, dass ein Spieler hier einfach in den Sack haut, woanders unterschreibt - und der VfL guckt in die Röhre." Ob Ilsö es aber soweit kommen lässt, dass ein Verein für ihn zahlt, steht in den Sternen. Schließlich hatte er es auch bei seinem Wechsel von Düsseldorf nach Bochum bewerkstelligt, ablösefrei wechseln zu können.