Auch lange nach der Überzahl-Blamage war Olaf Janßen noch total konsterniert. "Sie können sich sicher vorstellen, dass ich keine große Lust zur Analyse dieses Spiels habe", sagte der Trainer des abstiegsbedrohten Fußball-Zweitligisten Dynamo Dresden im Anschluss an das 2:3 (1:0) beim FSV Frankfurt. Unter den Augen des neuen Sport-Geschäftsführer Ralf Minge hatten es die Sachsen zuvor fertiggebracht, trotz einer 81-minütigen Überzahl und einer Führung drei wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt zu verschenken.
"Das hätten wir wirklich nicht gebraucht. Aber wir müssen es hinnehmen - als Trainer, als Mannschaft und als Verein. Es gibt Tage, an denen man so eine Pille schlucken muss. Jetzt müssen wir uns kräftig schütteln", äußerte Janßen, dessen Klub nach 21 Spieltagen magere 22 Punkte auf dem Konto hat.
Der Coach war derart mitgenommen, dass er mit Blick auf das kommende Spiel am Sonntag gegen den FC St. Pauli nur noch an den Teamgeist appellieren konnte und den Zusammenhalt beschwor. "Ich mache mir keine großen Sorgen, weil meine Mannschaft sehr gut in der Spur ist und als Team zusammen steht", sagte der 47-jährige: "Und wenn das so ist, dann ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, um es zu beweisen. Wir müssen weiter den Weg gehen, den wir eingeschlagen haben."
Ob dieses Vorhaben sinnvoll ist, scheint allerdings mehr als fraglich. Schließlich haben die Dresdner, die Anfang Februar fast die komplette sportlichen Führung ausgetauscht hatten, seit nunmehr fünf Partien nicht mehr gewonnen. "Dennoch werden wir gegen St. Pauli erhobenen Hauptes ins Stadion einlaufen und uns den A.... aufreißen", sagte Mittelfeldspieler Tobias Kempe.
Ähnliches hatten sich die Dresdner auch für das Spiel in Frankfurt vorgenommen, schließlich musste der damalige Trainer Peter Pacult nach dem 0:3 im Hinspiel seinen Hut nehmen. Doch aus der Revanche wurde nichts, Dresden wartet weiter auf einen Sieg beim FSV.
Denis Epstein (83.) per Foulelfmeter und Alexander Huber (87.) erzielten die entscheidenden Tore für die Gastgeber. Nach der Notbremse von Joan Oumari (9.) und der daraus resultierenden Roten Karte gingen die Sachsen durch den Italiener Vincenzo Grifo per Freistoß in Führung (11.). Der Albaner Edmond Kapllani (54.) markierte den 1:1-Ausgleich für die Hessen. Sebastian Schuppan (89.) gelang noch das Anschlusstor.
Der FSV feierte nach zuletzt vier Heimspielen ohne Sieg wieder einen Dreier und vergrößerte den Abstand zu den Dresdnern auf fünf Zähler. Dresdens Kapitän Romain Bregerie war nach der Pleite restlos bedient: "Uns fehlt einfach die Effektivität in der Defensive wie in der Offensive. Das muss besser werden."