Montag, 16 Uhr war es so weit. Peter Neururer ist back! Schluss mit Golf, ran anne Schippe! Der alte neue Trainer des VfL hat Schwerstarbeit vor sich, muss er doch einen gegen Aue lang desolat wirkenden VfL wieder auf Kurs bringen. "Pedda" machte auch keinen Hehl daraus, dass dies nicht leicht wird: "Es ist die schwerste Aufgabe in meiner Trainertätigkeit." Drei Dinge setzt er für die nächsten Wochen bei seinen Akteuren, die er am Dienstagmorgen erstmals auf das Trainingsgelände führt, voraus: "Leidenschaft, absolute Disziplin und Verantwortung." Dabei werden Thomas Reis und Dariusz Wosz ihn als Co-Trainer unterstützen, während Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Peter Villis zusicherte, zeitnah eine Lösung für die verwaiste Sport-Vorstandsposition zu finden. Denn neben Trainer Karsten Neitzel war auch Jens Todt am Morgen mitgeteilt worden, dass er ab sofort beurlaubt ist.
Neururer vermittelte auf der Pressekonferenz, dass er auch emotional "zurückgekommen" ist. "Ich bin wieder zu Hause. Die Resonanz der letzten Stunden mit über 500 E-Mails, SMS und WhatsApp-Nachrichten hat mich überwältigt. Es sei mir erlaubt, einen Anruf von Frankfurts Vorstand Heribert Bruchhagen anzuführen. Er hat mir nur gesagt: 'Mach es! Auch für den verstorbenen Werner Altegoer.' Alle sind überzeugt, dass wir den Klassenerhalt schaffen werden. Die wollen wir nicht enttäuschen." Neururer weiß, worüber er spricht. "Ich habe fast alle Heimspiele gesehen, ich glaube, dass das Personal ausreicht, um die Klasse zu halten."
Auf die Dauer des Vertrags angesprochen, verriet der Coach: "Wir haben ausschließlich einen Kontrakt über sechs Spiele abgeschlossen. Sollten wir die Klasse erhalten, werden wir sicher darüber reden, wie es weitergehen kann." Als Beispiel, dass es wirklich nur um die Rettung und nicht um ein langes Engagement geht, erinnerte Neururer an seine letzte Tätigkeit beim VfL: "Beim letzten Abstieg unter mir, den ich allein durch falsche Personalentscheidungen verschuldet habe, hatte ich noch einen Zwei-Jahres-Vertrag. Den habe ich damals auf eigenen Wunsch schweren Herzens aufgelöst. Das zeigt, dass es mir immer nur um die Sache geht."
Zweifel, dass nach seinem Herzinfarkt am 9. Juni seine Gesundheit ein neues Engagement nicht zulässt, wischte der Trainer-Guru vom Tisch. "Meine Werte sind top! Ich glaube, die Ursache für meine damalige Krankheit war eben die Tatsache, dass ich keinen Job hatte." Bisher hatte der Coach nur mit Kapitän Andreas Luthe Kontakt, mit dem er ein ausführliches Telefongespräch führte. "Ich habe mir im Gespräch mit Thomas Reis und Dariusz Wosz weitere Eindrücke verschafft. Die nächsten Dinge regeln wir in den nächsten Tagen."
Aufsichtsratsvorsitzender Villis: "Wir hoffen, mit dieser Entscheidung eine positive Veränderung herbeizuführen. Wir haben uns nach dem Aue-Spiel zwei Tage lang jeweils sechs bis sieben Stunden mit der aktuellen Situation befasst und haben uns dann zum Handeln gezwungen gesehen. Die Entwicklung in der Mannschaft stimmte einfach nicht. Deshalb haben wir einen erfahrenen Trainer geholt, der Mitglied beim VfL Bochum ist, fast immer vor Ort ist und der der Mannschaft noch einmal neue Motivation und einen Schub vermitteln kann. Karsten Neitzel und Jens Todt haben hier einen guten Job gemacht. Wir sind ihnen dankbar. Wir schauen jetzt nicht mehr zurück, sondern nach vorn und die langen Gespräche mit Peter Neururer am Sonntag haben uns das Gefühl vermittelt, dass wir mit ihm den Klassenerhalt schaffen werden."