Ein weiterer Satz aus ihren offenen Briefen war die Forderung, der Verein dürfe kein "closed shop" sein und müsste sich auch mal einem Chat stellen. Sie selbst waren im Fan-Forum VfL4u einmal zu Gast - und sonst hielt der Verein zweimal das „Mitgliederforum“ ab. Was sind die greifbaren Resultate?
Der VfL ist auf jeden Fall offener geworden. Die beiden Mitgliederforen zum Beispiel haben das gezeigt. Viele Anregungen unserer Mitglieder wurden bereits umgesetzt: An Spieltagen wehen VfL-Fahnen überall in der Stadt, es gibt eine neue VfL-Bochum-Bahn, die Satzung wurde überarbeitet und die Zusammenarbeit mit Institutionen wie der RUB oder dem Schauspielhaus wurde ausgebaut.. Alles gute Ideen, die uns zwar nicht direkt Punkte in der Meisterschaft bringen, aber die Verankerung des Vereins in der Stadt stärken. Da ist ein Prozess ins Rollen gebracht worden, der noch weiter geführt werden muss.
Schon im August 2011 haben Sie in Bochum und dem Umfeld des VfL eine „Resignation und Lethargie“ festgestellt? Wie kann man die Leute, wie zum Beispiel Studenten der Ruhr-Uni oder Zugreiste, wieder ins Stadion bekommen? In erster Linie durch Ergebnisse und eine entsprechende Spielweise. Wenn wir erfolgreichen, ansehnlichen Fußball spielen, kommen die Leute auch wieder ins Stadion. In „Schönheit sterben“, wie die brasilianische Nationalmannschaft rund um Sokrates, ist höchstens eine tolle Geschichte für das Fußball-Magazin „11Freunde“.
Mit „wichtig ist auf’m Platz“ oder „nur das Ergebnis zählt“ nutzen Sie Phrasen, die Sie nach dem Abstiegsspiel gegen Hannover kritisiert haben. Da haben Sie geschrieben: „Wir brauchen keine blutleer ins Mikrofon geblubberte Textbausteine.“ Gerade in dieser schwierigen Situation hört man doch häufig, dass die Mannschaft sich „toll entwickelt“.
Wenn die Leute, die das sagen, es aber so empfinden und beurteilen… Und da ist ja etwas dran. Wir haben keine Mannschaft, die sich aufgibt.Klammert man das Spiel in Berlin mal aus, waren wir in den Spielen gegen Duisburg, Kaiserslautern oder Ingolstadt mindestens ebenbürtig. Gegen Braunschweig hat der VfL sogar richtig gut gespielt. Die Mannschaft hat kein Motivationsproblem, aber gute Ergebnisse sind ausgeblieben.
Sie sagten zuletzt, dass „die aktuelle Situation kein Schicksal ist, das uns ereilt, sondern das Produkt falscher Entscheidungen. Da müssen wir besser werden.“ Wie?
Da muss ich tatsächlich mit einer Phrase antworten: „Das ist jetzt nicht der Zeitpunkt.“ Jetzt heißt es den Hintern zusammenzukneifen und gemeinsam die Klasse zu halten. Mir ist allerdings ganz wichtig, dass wir uns nach der Saison genau diese Frage stellen: „Wie konnte das passieren?“ Und ich verspreche für meinen Teil ,dass ich mich dieser Diskussion gerne stellen werde.
Wie stellen Sie sich das vor? Über die genaue Form wird noch zu reden sein. Das allerschlimmste wäre aber, wenn man mit einem blauen Auge davonkommt und sagt, „es ist ja noch mal gut gegangen“ – und dann zur Tagesordnung übergeht. Es gab früher die Organisation „Wir sind VfL“, die Veranstaltungen angeboten hat, in der sich Leute, die nicht der Fanklub-Szene angehörten, artikulieren konnten. Man kann zum Namen und den handelnden Personen stehen wie man will, aber das war eine super Sache. Man kann nie zu viel diskutieren über Fußball und seinen Verein. Ich bin persönlich dazu bereit, so offen es irgendwie geht, darüber zu reden.
Zum Beispiel im Rahmen eines dritten Mitgliederforums? Die beiden Mitgliederforen waren eine tolle Idee und sollten dringend weitergeführt werden. Natürlich überschattet die aktuelle Situation diese Kommunikation, aber es stecken so viele Ideen und Kreativität im Verein, dass wir das unbedingt weiterführen sollten.
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